Page 86 - Das Wunder der Ameise
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reicht. Am Nachmittag, wenn die Temperatur zu sinken beginnt, be-
                  ginnt die Nahrungsmittelsuche wieder und dauert an, bis die
                  Oberflächentemperatur auf 30 Grad fällt.
                     Diese Ameisen können bis zu sechs Tage lang entfernt von ihrem
                  Nest nach Nahrung suchen, ohne ein Opfer für andere Tiere zu wer-
                  den. Während dieser Zeit tragen sie Nahrungsmittel nach Hause,
                  die das 15 bis 20-fache ihres eigenen Gewichts wiegen.
                     Wenn die Ameisen nicht zum Nest zurückkehren können, weil
                  die Temperatur in der Wüste unerträglich hoch geworden ist, ver-
                  wenden sie einen interessanten Trick zum Schutz vor der Hitze.
                  Während die Temperatur des Sandes beispielsweise 67,8 Grad be-
                  trägt, liegt die Lufttemperatur in geringer Höhe über dem Sand bei
                  nur 55 Grad. Die Ameisen klettern daher auf Objekte wie Pflanzen
                  und bleiben dort für eine Weile, um sich abzukühlen, wenn die
                  Sandoberflächentemperatur über 52,2 Grad beträgt. Die Tempera-
                  tur des kleinen Ameisenkörpers fällt bald auf die Temperatur der
                  Umgebung. In den Baumstämmen schwankt die Temperatur zwi-
                  schen 30 und 38,3 Grad. Die Pause, in der die Ameisen sich ab-
                  kühlen, macht es ihnen möglich, wenn auch nur periodisch, in der
                  glühenden Hitze nach Nahrung Ausschau zu halten.
                     Wenn die Ameise bei hohen Temperaturen nicht innerhalb eini-
                  ger Sekunden einen kühlen Platz findet, stirbt sie in der Hitze. Bei
                  Sandtemperaturen von über 52,2 Grad nehmen sie jedes Mal diese
                  Gefahr auf sich, wenn sie ihre Nester verlassen. Wie entgehen die
                  Wüstenameisen diesem scheinbar unvermeidlichen Ende? Da sie
                  die Temperatur nicht mit einem Thermometer messen können, kön-
                  nen wir sicher sagen, dass sie mit dem Bewusstsein geschaffen wor-
                  den sind, was genau sie bei welcher Temperatur zu tun haben – und
                  dies bereits wissen, wenn sie das allererste Mal das Nest verlassen.
                     Die Wüstenameise ist mit speziellen Eigenschaften erschaffen
                  und ausgestattet worden, um in der Wüste leben zu können. Allah,
                  der den scharfen Unterkiefer für die Blattschneideameisen erschaf-
                  fen hat, hat auch den Wüstenameisen das Wissen eingegeben, wie
                  sie sich schützen können.





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