Page 257 - Für denkende Menschen
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R. L. Gregory bringt diesen Irrtum den die Menschen über die Wahr-
               nehmung der Bilder innerhalb des Gehirns begehen, so zur Sprache:
                   Eine Tendenz zu hinterfragen, wie die Augen im Gehirn Bilder entstehen
                   lassen, besteht zwar, aber man sollte es unterlassen. Denn wenn gesagt wird,
                   dass ein Bild im Gehirn entstanden ist, dann muss es drinnen noch ein Auge
                   geben, welches dieses Bild sieht– aber um das Bild dieses Auges sehen zu kön-
                   nen, wird man noch ein anderes Auge benötigen, ... und dies bedeutet, dass es
                   endlose Augen und Bilder geben müsste. Das kann nicht möglich sein. 28

                   Der grundsätzliche Punkt, den die Materialisten, die keine andere Daseins-
               form als die der Materie annehmen, beim besten Willen nicht verstehen kön-
               nen, liegt hier: Wem gehört das “innere Auge”, das sieht und wahrnimmt was
               es sieht und eine Reaktion hervorruft?
                   Karl Pribrams Kommentar vor der Welt der Wissenschaft und Philosophie
               auf die Frage, wer das Wahrnehmende ist:
                   Seit den Griechen dachten die Philosophen über “den Geist in der
                   Maschine”, “den kleinen Menschen im Menschen” usw. nach. Wo ist das
                   Ich – das Wesen, das das Gehirn benutzt? Wer ist es, der die Tat des
                   Wissens verwirklicht?  Entsprechend der Auslegung des Heiligen
                   Franziskus von Assisi, “Was wir suchen ist das, was das Sehende ist.” 29
                   Man denke jetzt daran: Das Buch in unserer Hand, das Zimmer, in dem wir
               sitzen, alle Bilder vor uns werden innerhalb unseres Gehirns gesehen. Aber
               sehen die Atome diese Bilder? Die blinden, tauben und unbewussten Atome?...
               Warum haben einige Atome diese Eigenschaften erworben und die anderen
               nicht?.. Bestehen alle Sinne, das Denken, Begreifen, die Erinnerung, die Freude
               und das Ärgern aus chemischen Reaktionen zwischen Atomen?
                   Wenn wir über diese Fragen sorgfältig nachdenken, merken wir, dass es
               sinnlos ist, in den Atomen nach einem Willen zu suchen. Es ist offensichtlich,
               dass die Existenz, die sieht, hört und fühlt, eine über der Materie stehende
               Existenz ist. Diese Existenz ist “lebendig” und ist weder die Materie noch ein
               Bild. Diese Existenz steht in Kontakt mit den Wahrnehmungen, indem sie
               unsere Körpererscheinung benutzt.
                   Diese Existenz ist die Seele.
                   Die Gesamtheit der Wahrnehmungen, die wir als “die materielle Welt” beze-
               ichnen, ist nur eine Phantasievorstellung, die von dieser Seele beobachtet wird.
               Ebenso wie der Körper, den wir in unserem Traum besitzen und die materielle
               Welt, die wir in unserem Traum sehen, keine Wirklichkeit haben, hat auch das
               Universum, in dem wir leben und der Körper, den wir besitzen, keine

               materielle Wirklichkeit.
                   Die reale Existenz ist die Seele. Die Materie besteht nur aus den Wahr-


                                                                              Die wahre Essenz der Materie 255
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