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Die RLB Kunstbrücke im
Balkonumlauf des Foyers
zeigte jährlich bis zu
drei Ausstellungen.
Das Beste zum Schluss
Dasselbe gilt für die Tiefgaragen, die Much Untertrifal-
ler, der Mann der diplomatischen Worte, als nicht gerade sehr
einladend und benutzerfreundlich beschreibt, wobei er ohnehin
„Abgeschlossene Kisten“, wie Thomas Wass die RLB-Büros nennt, der Meinung sei, dass große Garagen in der Innenstadt Auslauf-
sollen im RAIQA der Vergangenheit angehören.
modelle seien. Wir verlassen daher schleunig diesen wenig er-
baulichen Ort und fahren mit dem Lift geradewegs in den achten
Stock. Die Dachterrasse ist unsere letzte Station. „Dieser Blick
kann schon was“, ruft Thomas Wass und hält unvermittelt inne.
So stehen wir einige Minuten geradezu andächtig da.
Geschlossene Kisten vs. neue Arbeitswelten Schon frappierend, dass der schönste Platz dieses Ge-
bäudes bis jetzt im Dornröschenschlaf lag. Nur einmal sei die
Im sechsten Stock, in dem sich nun unsere Kommunikati- Terrasse geöffnet worden, wird Markus, unser Chronist, später
36 onsabteilung befi ndet, war zuvor die Wintersport AG beheimatet. erzählen. Damals zur Sonnenfi nsternis 1999. Gut Ding braucht 37
Nachdem Thomas Wass vor seinem Wechsel in die Vorstandseta- manches Mal Weile, wie es scheint. Denn nach dem Befreiungs-
ge über lange Jahre die Kommunikation leitete, wird das unsere schlag, den Pichler & Traupmann für dieses Gebäude ersonnen
nächste Station. Im Nord- und Südfl ügel dieses Stockwerks sind Eine Kunstbrücke im zweiten Anlauf Retro-Licht und Retro-Saal haben, wird sich hier in drei Jahren eine stylishe Rooftop-Bar be-
die Büros größer und lichtgefl utet, dazwischen befi nden sich fi nden. Bis dahin werden wir uns – so wie bisher schon – andere
rechts und links von Holzlamellenwänden und Glasoberlichten Die Digitalisierung – dieser Inbegriff branchenübergrei- Wir schauen hoch zur Decke, unser Blick bleibt unwillkür- Terrassen und schöne Ausblicke suchen müssen. Aber dann
eingefasste Büros, die Much Untertrifaller salopp als geschlosse- fender Disruption – hat ja bekanntlich nicht nur Arbeits- und lich bei den Bartenbach-Alu-Lichtumlenkungssystemen hängen, werden wir unsere Arbeitswelten häufi ger mal hierher verlegen.
ne Kisten bezeichnet. Er habe ja schon seit vielen Jahren kein Ein- Teamprozesse, sondern auch das Bankwesen von Grund auf die auch die Außenfassade zieren. „Die haben ja mittlerweile Garantiert.
zelbüro mehr, kommen wir ins Plaudern. Aber er wisse natürlich, verändert. Das zeigt sich nirgendwo deutlicher als im Foyer einer fast schon historischen Wert“, fi ndet Untertrifaller. Sie sind damit
dass sich Menschen, die zuvor in solchen Kisten werkten, schon Bank, der nächsten Station unserer frühmorgendlichen Runde. mittlerweile also ebenso retro wie der legendäre Raiffeisensaal,
ein wenig vor den sogenannten neuen Arbeitswelten fürchten. Hier standen über lange Jahre zwei Schalterreihen, doch schon dessen dunkle Holzwucht und die niedere Deckenhöhe einem
„Wir haben erst neulich ein Headquarter für 400 Arbeits- bei dem von Heinz Örley geplanten Umbau der Bankstelle in den heutzutage schon schwer aufs Gemüt drücken, aber damals Die Dachterrasse wurde in all den Jahren kaum genutzt –
in Anbetracht des Panoramas ein echtes Versäumnis.
plätze konzipiert und gebaut. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- späten 90er-Jahren, also in der sogenannten Ära Hakl, reduzierte wohl genauso hip waren wie psychedelische Teppich- und Vor-
ter dort konnten sich das zunächst auch nicht vorstellen, aber es man auf eine Reihe und legte vis-à-vis Beratungszimmer an. hangmuster, monströse Kugelleuchten und die unvermeidlichen
war schon ganz kurz nach der Übersiedelung überhaupt kein The- Außerdem erhielt der im oberen Drittel der Halle ange- Schlaghosen. Okay, Letztere waren hier in der Adamgasse ver-
ma mehr, weil die heutigen Großraumkonzepte ja immer mit an- brachte Balkonumlauf endlich seine ihm ursprünglich zugedachte mutlich nicht so angesagt.
deren Raumangeboten für ganz spezielle Arbeitsanforderungen Bestimmung. Aufgrund des RAF-Terrors in den 70er-Jahren blieb Der Saal habe jedenfalls technisch alle Stücke gespielt, es
einhergehen“, erklärt Untertrifaller. Wer auf Teams angewiesen sei dieser Ausstellungsraum nämlich fast drei Jahrzehnte ungenutzt, gab sogar Dolmetscherboxen, und die spätere Schwedenkönigin
und nicht ständig mit Mails zugespamt werden möchte, wisse die hat sich dann aber als RLB Kunstbrücke zu einem ganz wesent- Silvia, weiß Thomas Wass, sei als stellvertretende Protokollchefi n
Vorzüge von New Work ganz schnell zu schätzen. lichen Markenkontaktpunkt der Raiffeisen-Landesbank Tirol der Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck hier ebenfalls
entwickelt. Seit der Eröffnung der RLB Kunstbrücke im Oktober im Einsatz gewesen. Jedenfalls hat Langzeit-Marketingchef Hans
1998 gibt es hier nun zwei bis drei Ausstellungen im Jahr, wobei Gastl mit ihr mehrfach Kaffee getrunken, er schwärmt heute noch
es an den Eröffnungsabenden immer „proppenvoll“ sei, erzählt davon. Ebenso wie Markus Schlenck von den damaligen Haus-
Wass, in dem sofort viele Erinnerungen aufsteigen – etwa an den bällen, die seien legendär gewesen. Heute werden zwar nach wie
Malerfürsten Markus Lüpertz, der 2004 hier ausstellte, der habe Fotos: Franz Oss vor raiffeiseninterne Veranstaltungen abgehalten, „aber diesem
ihn schon sehr beeindruckt. Raum wird garantiert keiner eine Träne nachweinen“, lacht Wass.