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Rückenstärkung „Kunstpreise sind ähnlich
aus dem eigenen wie eine aktive Offspace-Szene
immens wichtig für eine
Land Da hat die damalige Fachjury, bestehend aus lebendige Kunstszene.“
Karin Ferrari, Künstlerin
Christoph Bertsch, Gerd Blum, Ingeborg Erhart und
Gerald Matt, also erst mal ordentlich sondieren
müssen. Wie sehen Sie das als aktuelle Hauptpreisträgerin,
EIN Interview MIT SILVIA HÖLLER: Ja, der erste Preis bot einige Frau Ferrari?
Silvia Höller und Überraschungen. So fuhr etwa eines Tages ein Tiefl a- KARIN FERRARI: Kunstpreise sind ähnlich wie eine aktive
Karin Ferrari der mit einer riesigen Marmorskulptur vor. Wir hatten Offspace-Szene immens wichtig für eine lebendige Kunstszene,
tatsächlich versäumt, bei den Skulpturen Größen-
weil sie parallel zum herkömmlichen kommerziellen Kunstbetrieb
von Christine Frei und Gewichtsbeschränkungen anzugeben. Ab der existieren. Sie machen außerdem Innovation möglich, weil sie
zweiten Ausgabe hat sich dann alles professionalisiert nicht von primär kommerziellen Standpunkten aus agieren und
und auf eine für Tirol realistische Teilnehmerzahl ein- so auch hochexperimentellen, neuen und noch nicht etablierten
gependelt. Durchschnittlich nehmen nun zwischen Formaten eine Plattform bieten.
50 und 70 Kunstschaffende teil – heuer hatten wir 66
Einreichungen. Warum haben Sie sich vor zwei Jahren für
Er gilt als einer der begehrtesten Kunstpreise den RLB Kunstpreis beworben?
46 Tirols und nimmt auch im Kunstkonzept für das Was macht den RLB-Preis für Kunstschaffende 47
neue RAIQA eine zentrale Rolle ein. Ende März interessant? KARIN FERRARI: Mein massives Künstlerinnenego braucht
2020 wird der RLB Kunstpreis erneut verliehen – vermutlich einfach regelmäßig Bestätigung von außen. Scherz
zum mittlerweile neunten Mal. SILVIA HÖLLER: Zum einen kann man sich selbst beiseite: Es ist ja nicht so, dass ich Kunst nur für mich mache. Ich
bewerben, zum anderen ist er mit einem Hauptpreis zu will schon in einen Dialog treten, unterhalten, verstören, wahr-
Silvia Höller, die Leiterin der RLB Kunstbrücke, mit der letzten Hauptpreisträgerin Karin Ferrari. 10.000 Euro und zwei Förderpreisen zu je 4.000 Euro genommen werden.
gut dotiert. Zudem haben wir wechselnde hochkarätig
besetzte Jurys. Der attraktivste Punkt ist aber sicher die Koopera- Welche Bedeutung hatte der Preis für Sie?
Als er 2004 ins Leben gerufen wurde, war er der ein- Institutionen zu schließen und uns daher auch eindeutig und tion mit dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, welche seit
zige Kunstpreis im Land, für den sich aus Tirol kommende oder unverwechselbar zu positionieren. Inzwischen ist Tirol um einige 2006 besteht und jeweils ein Jahr nach der Preisvergabe für die KARIN FERRARI: Es war ja so, dass ich eigentlich schon im
dort lebende Kunstschaffende unter 40 bewerben konnten. Alle spannende Initiativen reicher, aber damals war es der erste offene Hauptpreisträgerin bzw. den Hauptpreisträger eine Einzelaus- Ausland erfolgreich war, bevor meine Arbeit in Österreich so
anderen Kunstpreise wurden ausschließlich über Nominierungen Kunstpreis für Kunstschaffende unter 40, die entweder in Tirol stellung im Museum vorsieht. Die Kombination aus Preisgeld richtig wahrgenommen wurde. Als ich den Hauptpreis des RLB
durch Fachjurys vergeben. Letztere gibt es beim RLB Kunstpreis geboren wurden oder hier leben und arbeiten. und musealer Ausstellung macht den Preis zu einer wichtigen Kunstpreises gewonnen habe, war das schon eine sehr schöne
natürlich auch, wobei dieses offene Bewerbungsverfahren gerade Förderinitiative. Denn Kunstschaffende brauchen beides: fi nan- Erfahrung – weil einem so eine Unterstützung von zu Hause
in den Anfängen schon mit einigem Aufwand und auch Über- Was hat sich im Laufe der Zeit verändert? zielle Unterstützung und die Möglichkeit, sich in neue Netzwerke einfach den Rücken stärkt.
raschungen verbunden war, wie Silvia Höller, die Leiterin der RLB einklinken zu können.
Kunstbrücke, im gemeinsamen Gespräch mit der letzten Haupt- SILVIA HÖLLER: Es gab gerade zu Beginn schon die eine oder Frau Höller, Kunstförderung hat in der RLB Tirol eine
preisträgerin Karin Ferrari erzählt. andere Lernerfahrung, weil eben nicht alles bis ins letzte Detail lange Tradition und wird auch im RAIQA eine zeitgemäße
ausdefi niert war. Ein wichtiger Schritt war dann natürlich die „Es gab gerade zu Beginn Fortsetzung fi nden. Steht das Konzept schon?
Frau Höller, wenn Sie die 17 Jahre, die es den Digitalisierung des Einreichverfahrens. Zuvor konnte man sich nur
RLB Kunstpreis nun gibt, Revue passieren lassen, mit physischen Werken bewerben. Beim ersten Kunstpreis hatten schon die eine oder andere SILVIA HÖLLER: Wir sind mittendrin im Entwickeln. Denn der
was kommt Ihnen dann als Erstes in den Sinn? wir etwa unfassbare 540 Einreichungen. Und nachdem wir ja Lernerfahrung, weil eben neue Ausstellungsraum im RAIQA wird nicht nur einen neuen
nicht explizit eine akademische Ausbildung voraussetzen, haben nicht alles bis ins letzte Namen erhalten, sondern auch konzeptionell neu ausgerichtet
SILVIA HÖLLER: Dass sich der Preis wirklich umgehend damals auch viele ambitionierte Laien sowie Schülerinnen und Foto: Günter Kresser Detail ausdefiniert war.“ werden – offen, experimentierfreudig und mutig sein. Unser
etabliert hat. Es ist uns damals gelungen, eine Lücke bei den Schüler teilgenommen. Erfolgsformat des RLB Kunstpreises werden wir aber auf alle Fälle
existierenden Kunstpreisen des Landes, der Stadt und anderer Silvia Höller, Leiterin RLB Kunstbrücke auch im RAIQA fortsetzen.