Page 21 - Leseproben
P. 21
3
Tabelle 3: Salutogenetische Ansätze nach Antonovsky
Optimierung Minimierung
Schutzfaktoren Risikofaktoren
Kohärenzgefühl Externe Risikofaktoren
Kontrollüberzeugung Rauchen, Alkohol,
Verständnisfähigkeit Hitze, Lärm
Selbstwirksamkeit
Widerstandsressourcen Interne Risikofaktoren
Verhaltensstrategien Erbgut, Disposition
Fitness Organschwächen
Unterstützung
3. Fehlende Anpassungsleistung und Folgekosten
Die fehlende Anpassungsleistung von Arbeitnehmern an
steigende und wechselnde berufliche Anforderungen hat nicht
nur für die Betroffenen, sondern auch für Betriebe und
Versicherungsträger einen hohen Preis. Kosten
unzureichender Adaption ergeben sich u.a. durch Zeiten von
Arbeitsunfähigkeit, Produktivitätseinbussen im
Arbeitsumfeld und medizinische Behandlungskosten. In einer
volkswirtschaftlich angespannten Situation steht die
Effizienz gesundheitlicher Versorgungsstrukturen auf dem
Prüfstand. Gerade psychosomatische Erkrankungen sind
dadurch gekennzeichnet, dass vom Patienten körperliche
Beschwerden wahrgenommen werden, die zu teuren Doppel- und
Mehrfachuntersuchungen oder unwirksamen Behandlungsversu-
chen führen. Die Problematik einer kaum zu überschauenden,
insgesamt aber eher unbefriedigend eingeschätzten Be-
handlung von wechselnden Symptomen wird durch die aktuelle
gesamtwirtschaftliche Situation akzentuiert. Während in den
70er Jahren in Deutschland nahezu Vollbeschäftigung
herrschte, erreichte die Arbeitslosigkeit im vereinten
Deutschland 1997 Ihren Höchststand mit 4,4 Millionen
arbeitslos gemeldeten Personen. Die alte Rekordmarke wurde
in 2003 erneut erreicht, die Arbeitslosenquote stagniert
seitdem auf hohem Niveau. Nach einer vom Robert-Koch-
Institut herausgegebenen Befragung (Grobe G., Schwarz F.W.,
2003) gaben Männer, die mehr als ein Jahr arbeitslos sind,
vier Mal so häufig einen weniger guten oder schlechten
Gesundheitszustand an, wie berufstätige Männer. Experten
deuten dies so, dass Krankheit oft zu Arbeitslosigkeit
führt, andererseits aber auch Arbeitslosigkeit gesund-
heitliche Schäden verursacht. Beide Mechanismen legen eine
frühe medizinische Behandlung nahe, die darauf abzielt,
dass berufsbezogene Aspekte stärker gewichtet werden und
der Arbeitsplatz möglichst erhalten bleibt.
4. Therapieverständnis und Umsetzung
In therapeutischer Hinsicht hat es sich bewährt, das Stö-
rungsverständnis der Betroffenen in eine Richtung zu erwei-
tern, welche dynamische Wechselwirkungen zwischen arbeiten-
den Menschen, Arbeitskontext und berufsbezogene Störungen
fokussiert. Die Fragen nach der Ätiologie und nach mög-
lichen Abwehrmechanismen können am ehesten innerhalb eines
psychosozialen Bedingungsgefüges aufgegriffen werden, wel-
ches Ressourcen und Verhaltensaktiva aufzeigen kann.