Page 136 - Asian Art December 2017 Lempertz (German Text)
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Das Motiv des hôô-Vogels, allgemein als Phönix bezeichnet, ist Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreichs, der
im Kakiemon-Porzellan häufig anzutreffen. Er ist ein Kom- Abdankung Großherzog Friedrich I. (1826-1907) von Baden am
positwesen, das sich aus Merkmalen von Hahn, Fasan und 22. November 1918 (von da an nannte er sich Markgraf von
Paradiesvogel zusammensetzt. In China Symbol der Kaiserin, Baden) und infolge der Vermögenstrennung von des Großher-
wird er in Japan eher mit ehelicher Harmonie in Verbindung zoglichen Hauses und des Badischen Staates 1919 wurde die
gebracht. Generell gilt der hôô als glückverheißend. Für den Kunstgegenstände in das Neue Schloss in Baden-Baden über-
Europäer hingegen ist er der Inbegriff des Exotischen. Gerade führt, das nun Privateigentum der Markgrafen war. Zu diesen
die Kombination von Phönix und Prunus/Päonie wurde ein Beständen erstellte Galerieinspektor Richter das „Inventar des
Leitmotiv der Meissen-Dekorationen „à la chinoise“. Zähringer Museums, aufgestellt in den Räumen des Kavalier-
baus des Großherzoglichen Schlosses in Baden-Baden“.
Das hier zum Ausruf kommende Schalenpaar war ehemals im
Besitz der privaten Kunstsammlung von Großherzog Friedrich Das neue Zähringer Museum bestand in diesem Schloss bis
I. (1826-1907) von Baden, die er unter den Aspekten einer 1981. Die Kunstsammlung und das Inventar wurden, um
1880 gegründeten Kunstkammer zusammengetragen hatten. Schulden von 140 Millionen D-Mark des Hauses Baden zu be-
Diese war seit 1879 in den Räumen des ehemaligen Großher- gleichen und aus der finanziellen Schiellage zu kommen, 1995
zoglichen Naturalienkabinetts im Residenzschloss in Karlsru- von Sotheby’s versteigert unter dem Schlagwort „Markgrafen-
he ausgestellt (Abb. 1). 1883 erstellte der Kunsthistoriker Karl auktion“. 2003 wurde das Schloss verkauft und wechselte
Koelitz (1852-1932) das „Beschreibende Inventar (Katalog) häufiger die Besitzer, heute wird es von der Hotelgruppe Hyatt
der Allerhöchsten Privatsammlung kunstgewerblicher Ge- zum Luxushotel umgebaut.
genstände (Zähringer-Museum), Aufgestellt in den Räumen
des ehemaligen Großherzoglichen Naturalienkabinets“. Hier
sind auf S. 121 unter der Rubrik „Französisches Fritten- oder
Weich-Porzellan“ wie folgt erfasst: 1756.57. 2 achteckige Näpfe
mit Blumenbüschen (Pfirsich) u. Paradiesvogel verziert“ (Abb. 2).
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