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BUSINESS
Kino International
QED etabliert sich als Produktionspartner Block. „Spring Break in Bosnia“, die Geschich-
te von zwei Journalisten, die einem Kriegs-
verbrecher nachspüren, kam auch nur des-
Ein Partner für halb zustande, weil Richard Gere die Haupt-
rolle übernahm. Ein weiterer Hauptdarsteller
ist Terrence Howard, jüngst Oscar-nominiert
Studios und Indies für „Hustle & Flow“. Gerade weil QED höchste
Maßstäbe an die Vermarktbarkeit anlegt, hat
auch ein Film wie „Stopping Power“ noch kein
grünes Licht: „Erst brauchen wir dafür einen
Los Angeles – Das US-Unternehmen QED bietet einen Gesamtservice
Star und ein endgültiges Budget“, so Hanson.
für Filmfinanzierung- und -vertrieb. Damit nutzt QED die Lücke, die sich „Denn dieser Film kann in den USA nur von
aus dem zunehmend vorsichtigen Investionsgebaren der Studios ergibt. einem Studio vertrieben werden.“ Drei bis
vier Filme pro Jahr sollen auf diese Weise ent-
Vor einigen Wochen weckte „Spring Break wie auch COO Paul Hanson konstatiert: „Die stehen. Aktuell prüft das Managementteam
in Bosnia“ in Hollywood ungeahnte Leiden- Studios wollen immer weniger Risiken einge- jede Woche eine zweistellige Zahl von Dreh-
schaften. Warner-Independent-Chef Mark hen. Deshalb suchen sie zunehmend andere büchern. Projekte wie der Science-Fiction-
Gill wollte den ironischen Thriller im Allein- Parteien, die in ihre Produktpalette investie- Film „Just a Pilgrim“ oder der Thriller „Cul De
gang durchboxen und musste deshalb sei- ren, und es gibt eine größere Nachfrage nach Sac“ befinden sich schon in der Entwicklung.
nen Hut nehmen. Sofort stürzte sich die Wein- Projekten, die außerhalb des Studiosystems QED verfügt auch über besonders enge
stein Company auf die Rechte. Wer solche finanziert werden. Das genau ist unsere Kontakte zu prominenten Regisseuren. 2004
heiß begehrten Projekte auf die Beine stellt Chance.“ An Projekten ist grundsätzlich alles hatte Block mit seinem früheren ICM-Kolle-
wie diesen Film von Richard Shepard („Mata- vorstellbar, vom Zehn-Mio.- bis zum 80-Mio.- gen Ken Kamins die Managementfirma Key
dor“), muss etwas richtig machen. Der Ver-
dienst gebührt nicht zuletzt QED Interna-
tional, einer wenige Monate alten Finan-
zierungs-, Produktions- und Vertriebsfirma,
mitgegründet von Bill Block, Exchef von
Artisan und einstiger Staragent bei ICM. Bei
der Berlinale war das Unternehmen zum ers-
ten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wor-
den, nachdem Block mit drei Partnern ein In-
vestitionspaket von zehn Mio. Dollar zusam-
mengestellt hatte. Inzwischen stehen bereits
die ersten vier Filme fest, die QED zusam-
men mit InterMedia realisieren wird. Dazu
gehören neben „Spring Break in Bosnia“ auch
der Actionthriller „The Killer’s Game“ aus der
Feder von „Mr. & Mrs. Smith“-Autor Simon
Kinberg und „Stopping Power“, den Genre-
spezialist Jan De Bont („Speed“) inszenieren
soll. Das Projekt, an dem auch das Effekthaus
Action Concept beteiligt ist, handelt von Die Strippenzieher von QED: Paul Hanson (COO), Tatyana Joffe (VP International Distribution),
einem Testpiloten, dessen Tochter entführt Bill Block (CEO), Kimberly Fox (Senior VP Worldwide Sales) und Elliott Ferweda (VP Production)
wird, und soll weitgehend in Berlin entstehen.
QED beteiligt sich an der Finanzierung und Dollar-Film. Block schließt nicht mal Effekt- Creatives gegründet, die Filmemacher wie
kümmert sich auch um den Auslandsvertrieb. spektakel mit Megabudget aus: „Wir müssten Peter Jackson oder Paul W. S. Anderson
Doch wenn es nach Bill Block und seinen Kol- nur das Risiko vorher evaluieren.“ Theoretisch („Alien vs. Predator“) vertritt: „Da gibt es
legen geht, sollen nicht nur unabhängige kann sich jeder Produzent mit einem interes- durchaus Potenzial für eine Zusammen-
Produzenten und Major Independents auf santen Drehbuch an die Firma wenden. Dort arbeit“, so Block. Allerdings warnt er vor über-
die Dienste der Firma zurückgreifen. „Wir schnürt man das Besetzungspaket, kümmert steigerten Hoffnungen: „Durch diesen Kon-
suchen aggressiv nach Studioprojekten, die sich um Finanzierung und US- und Weltver- takt allein haben wir keine besseren Chancen,
eine Kofinanzierung brauchen.“ Die Existenz trieb. Allerdings ist die Beteiligung von Stars ein Projekt mit einem Peter Jackson zu ma-
von QED belegt damit einen grundlegenden unabdingbar: „Unser Geschäft sind Kinofilme, chen.“ Dafür muss sich QED doch noch als
Wandel im Investitionsgebaren Hollywoods, und da gehören Stars nun einmal dazu“, so größerer Spieler am Markt etablieren. rüst
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