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20_TV National_BF33 08.08.2006 16:05 Uhr Seite 20
BUSINESS
TV National
ZDF besetzt New Yorker Programmkontaktstelle neu
Horchposten
in Übersee
New York – Susanne Müller ist die neue Leiterin der Programmkontaktstelle
von ZDF Enterprises in New York und löst damit Horst Müller ab, der das
Büro 16 Jahre lang leitete und jetzt in Ruhestand geht. BF sprach mit Susanne Müller
Susanne Müller über den transatlantischen Programmaustausch.
ist seit 1980 beim ZDF und war maßgeb-
lich an der Gründung des Kinderkanals
Sie haben zum 1. August die Leitung des Welches deutsche Programm hat denn in von ARD und ZDF beteiligt, dessen stell-
New Yorker Büros von ZDF Enterprises den USA ein Chance? vertretende Programmgeschäftsführerin
übernommen. Was sind Ihre Aufgaben? Programme aus dem nicht-fiktionalen Be- sie von 1997 bis 2003 war. Darüber
hinaus war Müller seit 2003 für die
Meine Aufgabe ist es, strategische Partner- reich, denn dort kann mit Off-Texten gear-
Hauptredaktion Neue Medien im ZDF
schaften mit Sendern einzugehen und beste- beitet werden. Die Amerikaner sind Synchro- verantwortlich.
hende Kontakte wie etwa im Nachrichtenbe- nisationen nicht gewöhnt, daher hat alles
reich mit NBC zu pflegen. Außerdem versu- Programm mit Dialogen dort keine Chance,
chen wir Koproduktionen auf den Weg zu es sei denn, wir produzieren auf Englisch. In welchem Umfang findet ein Programm-
bringen. Das funktioniert bereits sehr gut mit austausch zwischen USA und dem ZDF
National Geographic, Discovery Channel und Welche Bedeutung hat der US-Fernseh- statt?
History Channel. Natürlich verkaufen wir markt für das ZDF? Früher hat das ZDF sehr viele amerikanische
auch seit vielen Jahren erfolgreich Programm Die Bedeutung kann man daran sehen, dass Serien gesendet, etwa „Die Straßen von San
in die USA und wollen das über unsere guten die Außenstelle vor 16 Jahren eingerichtet Francisco“ oder „Denver Clan“. Später haben
und bewährten Kontakte auch weiterhin ma- wurde. Fernsehen ist ein People-Business, diese Programme nicht mehr so gut funktio-
chen. Außerdem beobachten wir den US- man muss mit seinen Geschäftspartnern in niert, weil das Interesse in Deutschland an
Markt mit seinen Trends und Programment- unmittelbarem Kontakt stehen. Und der nationaler Fernsehware größer geworden ist.
wicklungen sehr genau und stehen diesbe- US-amerikanische Fernsehmarkt gibt welt- Aber jetzt sind wir wieder in einer Rückwärts-
züglich in engem Kontakt mit dem ZDF. weit immer noch den Takt vor. bewegung: Die Beliebtheit von US-Serien im
deutschen Fernsehen steigt wieder. Schwie-
riger hat sich die Zusammenarbeit im Bereich
TV-Marktanteile Juli 2006 TV-Movies gestaltet.
Sender 3–13 14–29 30–49 ab 50 14–49 (vgl. Juni) gesamt (vgl. Juni)
Warum?
ZDF 7,2 7,1 11,1 21,2 9,9 (-2,7) 15,7 (-1,2)
Weil die amerikanischen Networks nahezu
ARD 5,9 6,6 9,7 19,3 8,8 (-5,5) 14,2 (-4,2)
keine TV-Movies mehr produzieren. Die Serie
ARD III 3,0 4,0 8,3 18,6 7,0 (+0,5) 12,9 (+0,7)
hat in den USA das TV-Movie zurückgedrängt.
RTL 7,4 15,1 14,4 10,4 14,6 (-0,4) 12,1 (-0,7)
Sat.1 7,3 10,3 11,3 8,6 11,0 (+1,7) 9,6 (+1,4)
Haben Sie eine Erklärung dafür?
Pro Sieben 6,2 15,3 8,9 2,5 10,7 (+1,2) 6,2 (+0,6)
Das hängt mit dem Zuschauerverhalten zu-
Vox 3,7 7,3 7,2 3,1 7,2 (+1,1) 4,9 (+0,8) sammen: Das One-off schafft in diesem Markt
RTL II 5,0 7,6 5,6 1,9 6,2 (+0,8) 3,9 (+0,5)
nicht mehr die hohen Quoten, die serielles
Kabel 1 2,6 5,1 4,8 2,1 4,9 (+0,6) 3,3 (+0,3) Programm erreicht.
Super RTL 23,1 2,8 2,4 0,8 2,5 (+0,5) 2,6 (+0,4)
N 24 0,4 1,1 1,1 0,6 1,1 (+/-0) 0,8 (+/-0) Was können wir von den USA lernen?
N-TV 0,2 0,7 0,8 0,7 0,7 (+0,1) 0,7 (+0,2) Wir beobachten sehr genau die dortige Ent-
Eurosport 0,5 0,8 0,8 0,7 0,8 (+0,2) 0,7 (+/-0) wicklung der On-Demand-Landschaft. Es gibt
DSF 0,4 0,8 0,7 0,6 0,8 (+0,2) 0,6 (+0,1) ganz unterschiedliche Modelle, mit denen
Neun Live 0,2 0,3 0,2 0,2 0,3 (+0,1) 0,2 (+/-0) die Sender und großen Produzenten arbei-
Quelle: AGF/GfK Fernsehforschung/PC#TV aktuell/Seven One Media Marketing & Research ten, und ich denke, dass dieses Thema für uns
(Marktanteile in Prozent), Basis: 34,98 Mio. Fernsehhaushalte (D+EU)
in Deutschland auch sehr wichtig wird. ak
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