Page 5 - ARTEMIS_Nr.9 (Weihnachten 2021)
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Gerti Adam


               Oh, du fröhliche Weihnachtszeit
               © by Gerti ADAM

               Es war amol zur Weihnachtszeit,                  Am Hl. Abend aber dann
               da kam der Sepp herein geschneit                 strahlt er glücklich, unser Bam,
               und schenkte uns an Weihnachtsbaum,              weil er in der Heil’gen Nacht
               den s‘ mit Spagat umwickelt haum.                als Christbaum doch noch Freude macht.

               Wir haum uns drüber wirklich gfreut,             Des hätt‘ er sich net trama lassn,
               dass er ka Mühe hat gescheut,                    so schrecklich hässlich wie er war.
               weil in der damaligen Zeit,                      De schenan Bam san längst vergessen,
                war des ka Selbstverständlichkeit.              an d’Staudn denk‘ ma jedes Jahr.

               Voll Eifer wickeln wir den Bam aus,
               dann falln uns fast die Augen raus.
               Des Zniachtl nennt sich Weihnachtsbam?
               Wir schlagn erstaunt die Hände zamm.

               De Astln hängen kraftlos runter,
               der Bam is schief, des is ka Wunder:
               D’Äst hat er nur auf aner Seitn.
               Der is rachitisch – des kennst von Weitn.

               Wir müssens Beste jetzt draus machen,
               a wann er uns so gor net gfallt.
               Holts her die ganzn Christbaumsachn,
               alls wa finds – wir werns scho packn.

               Zerscht deits zuadeckn den Bam,
               der da nackert steht vor Scham.
               Girlanden, Plastikzweigerl und vüSchmuck.
               De dürre Staudn braucht genug.

               Sowas hat man no net gsegn.
               Der Papa is am Überlegn:
               „Was is des für a Bam gwesn?
               A so a ausranchierter Besn!“

               „De Staudn ghört mehr links angschraubt!
               Ja – so geht’s – jetzt steht sie grad.“
               Die Mama muass verzweifelt tadeln:
               „Kummts net an, sie verliert zwü Nadeln!“

               Zwischendurch schaut rei(n) der Bua,
               er kichert, gibt sein Senf dazua:
               „Wo san d’Nadeln? – De falln ab?
               Hat er überhaupt a ghabt?“

               Drauf kennan alle herzlich lachn.
               Die Tochter stichelt durch den Türspalt:
               „Geht’s lassts ma schnell a Foto machen,
               bevor de Staudn zammenfallt.“
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