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Deutschland und Israel 50-Jahr-Feier der Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer. 72119-MYMON - 72119-MYMON.1 | 3 - A | 18-01-17 | 16:55:45 | SR:-- | Cyan
Das Handelsvolumen stieg von 100 Millionen auf 7,5 Milliarden
Zwei Feiern, eine Zukunft
KOSCHERES GESCHÄFT (AHK Israel) in Tel Aviv und die Deutsch-Israelische Wirtschaftsvereinigung e.V.
Im November 2017 feierten die Deutsch-Israelische Industrie- und Handelskammer
(D-I-W) in Frankfurt ihr 50-jähriges Bestehen. Die Schwesterorganisationen wur-
den zeitgleich am 18. April 1967 in Frankfurt und Tel Aviv gegründet. Am festlichen
Israel importiert immer mehr Nahrungsmittel / Koschere Abend in Tel Aviv nahmen hunderte Gäste teil. Bei live-Musik in lockerer Atmosphäre
Produktion ist nicht so kompliziert, präsentierte sich die Kammer jung und offen: neben Unternehmern, die schon von
wie man denken mag // Wladimir Struminski Anbeginn der Beziehungen dabei waren, kamen junge Unternehmer und Gründer dazu
und sogar deutsche Praktikanten, die ein Praktikum in israelischen Startups absolvie-
ren, Vertreter der Forschungseinrichtungen, Technologiescouts deutscher Konzerne,
sowie Vertreter aus Politik und Medien. „Unser Publikum illustrierte Vergangenheit
Bereits ein kurzer Blick auf die Statistik der in Israel im internationalen Vergleich re- dass nichtkoschere Nahrungsmittel nur sehr und Zukunft der Beziehungen unserer Länder“ sagte Alroi-Arloser.
zeigt, dass Israels Nahrungsmittelmarkt lativ hohen Nahrungsmittelpreise setzt die begrenzt ins Land gebracht werden. Zum ei- Kammerpräsident Michael Federmann sprach vom konsolidierten bilateralen
ausländischen Herstellern zahlreiche Regierung auf Importe als ein Instrument nen essen rund 70 Prozent aller israelischen Handelsvolumen von 7,5 Milliarden US-Dollar: „Deutschland ist auf Industrie und
Umsatzchancen bietet. Die Einfuhr steigt zur Senkung der Lebenshaltungskosten. Juden nur koscher. Damit halten viel mehr Produktion spezialisiert, Israel auf Geschäftsdienstleistungen und Hightech und unse-
fast unaufhörlich. 2017 erreichte sie mit Daher bestehen gute Chancen auf weitere jüdische Bürger die Regeln der Kaschrut ein, re Handelsbilanz wird von Jahr zu Jahr ausgewogener.“ Israels Wirtschaftsminister Eli
knapp 2,6 Milliarden Dollar einen neuen Erleichterungen. als es beispielsweise bei der Einhaltung der Cohen bezeichnete die Gründung der Handelskammer nur zwei Jahre nach Aufnahme
Rekord. Zum Vergleich: Noch Mitte des ver- Die deutschen Lieferungen von Schabbat-Gebote der Fall ist. So etwa fah- der diplomatischen Beziehungen als alles andere als trivial: „Die Deutschen haben
gangenen Jahrzehnts waren es nicht mehr als Nahrungsmitteln nach Israel zeichnen sich ren viele Familien zwar am wöchentlichen sich als wahre Freunde Israels erwiesen. Sie haben uns Waffen und diplomatische
1,1 Milliarden Dollar. eher durch Schwankungen als durch einen Ruhetag zum Strand, rühren aber kein nicht- GERADE DIESE Unterstützung gegeben. Heute ist Deutschland eine der stärksten Volkswirtschaften
Die Gründe für den Boom sind vielfältig. klaren Trend nach oben aus. So etwa konnte koscheres Essen an. MITTELSTÄNDISCHEN weltweit, während Israel zu einer Hightech-Macht aufgestiegen ist. Unsere wirt-
Zum einen wächst der Nahrungsmittelbedarf, der bisherige, 2014 verbuchte Importrekord Mehr als das: Die meisten schaftlichen Beziehungen sind stärker denn je, und wir erkennen klare Synergien
liegt doch das Bevölkerungswachstum bei 1,8 anschließend nicht gehalten werden. Lebensmittelgeschäfte könnten religiöse UNTERNEHMEN – UND NICHT zwischen deutscher Industrie und israelischer Innovation. Wir werden mehr und mehr
bis 2,0 Prozent pro Jahr. Zum anderen steigt Immerhin: 2017 wurde zum zweiten Mal in Kundschaft verlieren, wenn im Regal neben DIE GROSEN KONZERNE – SIND Unternehmenskooperationen sehen, von denen beide Seiten profitieren. Innerhalb von
der Wohlstand und mit ihm die Bereitschaft, Folge eine Erholung der Einfuhren aus der den koscheren auch nichtkoschere Ware läge. DAS RÜCKGRAT DER DEUTSCHEN fünf Jahren können wir ein Handelsvolumen von 10 Milliarden US-Dollar erreichen.“
auch für gehobene Produkte tiefer in die Bundesrepublik verzeichnet. Dass das deut- Umgekehrt gilt das nicht: Der nichtreligiöse Die deutsche Bundesministerin für Wirtschaft und Energie Brigitte Zypries be-
Tasche zu greifen. Schließlich sind die sche Lieferpotenzial damit erschöpft wäre, Verbraucher macht den Einkauf von Milch INDUSTRIE UND BERGEN ENORME tonte, dass die Beziehungen durch eine große Nähe der Regierungen charakterisiert
Israelis neugierige Verbraucher – auch dann, ist indessen nicht anzunehmen. oder Gemüse im Supermarkt nicht davon ab- POTENTIALE seien und Deutschland Israels wichtigster Wirtschaftspartner in der EU ist. „Diese
wenn es um ihren Speisezettel geht. Deshalb hängig, dass er neben koscherem Aufschnitt Entwicklung verdanken wir dem Umstand, dass Israel Deutschland nach der Shoah die
erfreuen sich neue Geschmacksrichtungen, Einfuhr von Waren der Lebensmittelmittelindustrie*, auch saftigen Schinken in der Kühltheke Hand zur Versöhnung reichte.“ Auch stellte Zypries die Rolle der Deutsch-Israelischen
ausgefallenere Produkte und damit auch vie- 2005 – 2016 (ausgewählte Jahre), Millionen US$ findet. Wen es dennoch danach gelüstet, der öffentlich, mit der Israel Manufacturers´ Industrie- und Handelskammer heraus: „Sie geht mit der Zeit und konzentriert sich
le ausländische Nahrungsmittel steigender Jahr Einfuhr Davon aus wendet sich an einen der Nischenläden, der Association, den Botschaften und dem is- auf neue Themenfelder wie erneuerbare Energien und Industrie 4.0, und entwickelt
Beliebtheit. Deutschland solche Waren im Angebot führt. Auch eine raelischen Außenministerium zusammen.“ Kompetenzen auf dem Gebiet der israelischen Startup-Industrie, die überaus beeindru-
Ihrerseits macht die Regierung Importe 2005 1.099 75 der großen Supermarktketten führt nicht- Wie haben sich die bilateralen ckend ist und von der wir viel lernen können.“
leichter. Wohl wahr: Die Einfuhr von 2008 1.809 124 koschere Viktualien. Wirtschaftsbeziehungen über die Jahre Die Präsidentin der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung Hildegard
Frischprodukten wird nach wie vor durch 2013 2.204 94 Unter dem Strich gilt: Wer in Israel den entwickelt? Müller ist der Überzeugung, dass deutsche Ingenieurskunst und israelisches
ein kompliziertes Geflecht von Zöllen und 2014 2.331 163 allgemeinen Markt betreten und sich nicht „In den ersten dreißig Jahren des Innovationsvermögen das Rückgrat unserer Wirtschaftsbeziehungen sein werden:
Quoten streng reglementiert. Allerdings nur auf Nischen konzentrieren will, muss Bestehens unserer Organisationen waren „Als Walter Hesselbach, selbst Opfer der Nationalsozialisten und Häftling in Dachau,
ist der Schutz einheimischer Hersteller vor 2015 2.186 87 für koschere Produktion sorgen. Das ist übri- wir Zeugen zahlloser Gründungen von 1967 die Gründung einer deutsch-israelischen Kammer initiierte, konnte er nicht erah-
konkurrierender Einfuhr bei Waren der 2016 2.338 93 gens nicht so schwer, wie manch eine Firma Niederlassungen und Vertretungsbüros nen, wie gut – wie wirklich wunderbar – sich die wirtschaftlichen Beziehungen entwi-
Lebensmittelindustrie bei weitem nicht so 2017 2.550 105 fürchten mag. Gerade weil die Kaschrut- deutscher Unternehmen in Israel, mit ckeln würden, und diese spiegeln unser Verhältnis insgesamt wider.“
stark ausgebaut wie bei Frischware. Das gilt einschl. Getränke und Tabak Regeln sehr kompliziert sind, findet die dem Ziel, ihre Produkte am israelischen Knapp zwei Wochen nach diesem Event fand die Feier der D-I-W e.V. in
Quelle: Monatsschrift zur Außenhandelsstatistik,
zumal beim Import aus Ländern, mit denen diverse Ausgaben, Zentralamt für Statistik Herstellung koscherer Nahrungsmittel stets Markt zu platzieren. Die Anzahl israeli- Frankfurt statt, die Stadt, in der sie 50 Jahre zuvor gegründet wurde. Im historischen
Israel Freihandelsabkommen unterhält – dar- unter der Aufsicht eines auf dieses Gebiet des scher Niederlassungen in Deutschland Druckwasserwerk begrüßten Präsidentin Müller, Israels Botschafter Jeremy Issacharoff
unter mit EU-Mitgliedern. jüdischen Religionsgesetzes, der Halacha, hielt sich hingegen in Grenzen. Wir waren (auch Kuratoriumsvorsitzender der Vereinigung), die hessische Staatsministerin für
Mehr als das: 2016 hat Israel bei Wer dieses Potenzial anzapfen will, muss spezialisierten Rabbiners statt. Das gilt nicht in erster Linie mit dem Import und Export Bundes- und Europaangelegenheiten Lucia Puttrich und Frankfurts Bürgermeister Uwe
der Einfuhr von Nahrungsmitteln, die sich allerdings darauf einstellen, dass Israel nur für ausländische, sondern auch für israe- von Gütern beschäftigt und weniger mit Becker die knapp 200 Gäste. Im Saal war die Wanderausstellung der D-I-W „Made in
nicht als gesundheitlich risikoreich fast ausschließlich koschere Nahrungsmittel lische Nahrungsmittelhersteller. Dienstleistungen. In den letzten zwan- Germany – 50 Jahre deutsche Marken in Israel“ zu sehen, was der Veranstaltung den
gelten, die Marktzulassung verein- importiert. Bei Fleisch und Fleischprodukten Dabei werden die Zusammensetzung, die zig Jahren und vor allem im vergangenen historischen Rahmen verschaffte. Unter den Gästen waren nicht nur Mitglieder, son-
facht. Für diese Produkte müssen keine ist das Gesetz: Nichtkoschere Produkte die- Vorprodukte, die Produktionsanlagen und Jahrzehnt hat sich dies geändert, und wir se- dern auch viele Gründer, Vertreter von Hochschulen und Forschungseinrichtungen,
Vorabgenehmigungen mehr beantragt wer- ser Kategorie dürfen zwar im Lande herge- der Herstellungsprozess vom Rabbiner und hen mehr und mehr Zweigstellen deutscher der Freundschaftsgesellschaften u.v.m. Die Keynote hielt Generalmajor (a.D.) Giora
den; es genügt, wenn der Importeur erklärt stellt, nicht aber eingeführt werden. Bei an- dessen Vertretern vorab kontrolliert und an- Konzerne, deren Ziel nicht der Verkauf ist, Eiland, ehemals Vorsitzender des israelischen Rates für Nationale Sicherheit, zum
und dokumentiert, dass sie den relevanten deren Kategorien besteht kein Verbot, wohl schließend überwacht. Daher müssen sich die sondern das schmieden von Kooperationen: Thema: „Die sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“.
Rechtsvorschriften entsprechen. Angesichts aber triftige geschäftliche Gründe dafür, Betriebe lediglich an klare Vorgaben halten. sie wissen, dass sie sich oft selbst neu er-
26 TheMarker Magazine Januar 2018 Januar 2018 TheMarker Magazine 11