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Deutschland und Israel
DER BEGINN DER
MODERNE IM
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HEILIGEN LAND
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Deutsche Pietisten wollten Mitte des 19. Jahrhunderts
das Heilige Land in Besitz nehmen und auf die Ankunft
des Messias vorbereiten. Die Templer legten den Sarona heute | Photo by Itzik Shweky
Grundstein einer modernen Wirtschaft in Israel //Gil Yaron
er Beginn des modernen Zeitalters Dies war eines der ersten Dinge, die die bisher nur hölzerne Pflüge flache Furchen
lässt sich in Palästina sehr genau da- Templer (die pietistische Gesellschaft soll- gezogen hatten. Der intensive Einsatz von
D tieren: Am 30. Oktober 1868 ging te keinesfalls mit dem katholischen Orden Fruchtfolge, Dünger und maschinell betrie-
eine Gruppe deutscher Pietisten in Haifa des Mittelalters verwechselt werden!) än- bener Bewässerung steigerte zum Erstaunen
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an Land. Unter der Führung von Christoph derten. Als erstes bauten sie eine Straße der arabischen Nachbarn die Erträge ihrer
Hoffmann und David Hardegg verfolgten von Haifa nach Nazareth, um Pilgern Felder. Der Anbau von Zitrusfrüchten erwies
diese Mitglieder der „Tempelgesellschaft“ eine sichere, bequeme und schnelle Fahrt sich als besonders einträglich. Für sie erfan-
ein ehrgeiziges Ziel: das Heilige Land in zu ermöglichen. Danach bauten sie wei- den die Templer die legendäre Handelsmarke
Besitz nehmen und es auf die Rückkehr tere Straßen aus. Bald dominierten sie „Jaffa Orange“, die später wirtschaftliche
des Messias vorbereiten. Ihr theologisches die gesamte Tourismusbranche. Im Jahr Grundlage der ersten Kibbuzim werden wür-
Bestreben konnten sie nie erfüllen. Doch 1875 gründeten sie mit 23 Pferden und de. Sie brachten auch holländische Kühe nach
dafür brachten sie die Moderne ins Land, 40 Kutschen eine Fuhrgesellschaft, trans- Palästina und legten damit den Grundstein ei-
und dienten als Vorbild für die zionistisch- portierten täglich Kunden von Jaffa nach ner modernen Milchwirtschaft.
en Einwanderer, die wenige Jahre später in Jerusalem. Wohlhabenden Reisenden stand Zugleich gaben Templer auch den Anstoß
Scharen ins Land einwandern sollten. gar eine Sonderkutsche erster Klasse zur zur Entwicklung einer modernen Industrie.
Reisende beschrieben das Palästina dieser Verfügung. Zugleich gründeten sie auch die Immanuel Breisch revolutionierte das
Zeit als dünn besiedelt und kaum entwickelt. erste Wagnerei. In Jaffa, Jerusalem, Haifa, Bauwesen, indem er massive Holzbalken
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Selbst Olivenöl wurde von griechischen Ramlah, Tiberias und Nazareth eröffneten sie für große Hallen nach Palästina einführte.
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Mönchen lieber im Ausland gepresst. Seife die besten Hotels im Land. Anspruchsvolle Bevor er begann, Ziegel aus Marseille zu
aus Nablus war das einzige industriell verar- Europäer stiegen nirgends anders mehr ab. importieren, gab es im Land nur arabische
beitete Exportprodukt. Das Straßennetz war Doch der einmalige Beitrag der Templer Flachdächer. Bald belieferte Breisch die
in einem erbärmlichen Zustand. Der deutsche beschränkte sich nicht auf ein Gebiet. Selbst ganze Region, lieferte Balken und Ziegel
Johann Alois Kaltner, der 1855 von Jaffa nach zu Blütezeiten lebten in ihren insgesamt bis nach Kairo. Zugleich richtete Carl Hugo
Jerusalem pilgerte, hielt in einem dramati- sieben Kolonien im ganzen Land zwar nur Wieland 1888 bei Jaffa eine Zementfabrik
schen Reisebericht fest, er sei „als ein Sohn wenige tausend Menschen. Dennoch ist ihr ein. Sie war mit rund 40 Beschäftigten
der Berge auf so manchem Gebirgspfade Beitrag zur Entwicklung des Landes kaum vor dem Ersten Weltkrieg eine der größ-
herumgestiegen, aber so einer ist mir nicht zu überschätzen. Der Templerarzt Dr. Gottlob ten Fabriken der Stadt. Über Rhein und
bald vorgekommen.“ Drei Tage dauerte der Sandel war der erste im Westen ausgebil- Nordsee importierte er Zement und Farben
60 Kilometer lange Ritt über einen teilweise dete Arzt Jaffas. Mit seiner Hilfe entdeck- aus Heidelberg und goss damit Fliesen,
„schauerlichen, wahrhaftig halsbrecherischen ten die Templer, wie man von Malaria ge- Ziegel und Rohre. Mit diesen Elementen
Steig“, auf dem jeder Schritt mit Todesgefahr plagte Landstriche durch Bepflanzung mit wurden später viele Häuser Tel Avivs ver-
verbunden war. Von einem Droschkendienst Eukalyptusbäumen bewohnbar machen kann. ziert. Die Eisengießerei von Georg Ludwig
Herzlichen Glückwunsch zum 50sten Jubiläum der
konnte man damals nur träumen. Im Jahr Von diesem Wissen würden spätere zionis- und Wilhelm Heinrich Wagner bei Jaffa im- Herzlichen Glückwunsch zum 50sten Jubiläum der
1868 gab es keinen einzigen Radmacher im tische Einwanderer profitieren. Die Templer portierte 1895 erstmals gas- und petroleum- Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer und
ganzen Land. Reisen und der Transport von führten erstmals moderne landwirtschaftli- betriebene Pumpen, um die Bewässerung Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer und
Gütern war nur mit Tragtieren oder entlang che Praktiken ein. Ihre eisernen Pflugscharen der Orangenhaine zu verbessern und re- ein großes Dankeschön für ihren Beitrag zu den bilateralen
der Mittelmeerküste mit Booten möglich. durchpflügten tief die heilige Erde, in der volutionierte damit die Landwirtschaft. ein großes Dankeschön für ihren Beitrag zu den bilateralen
Wirtschaftsbeziehungen.
Wirtschaftsbeziehungen.
28 TheMarker Magazine Januar 2018