Page 103 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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Schwieriger ist dies, wenn die Botschaften durch
Worte übermittelt werden. Kinder merken z.B. oft recht
schnell, dass ihre Mutter bei einer Meinungsverschie-
denheit dem Vater gegenüber immer nachgibt oder dass
dieser schreit, wenn er wütend ist, die Mutter hingegen
weint. Diese Mitteilungen müssen sich jedoch nicht un-
bedingt destruktiv auswirken. Die wichtigste Botschaft,
die Sie Ihren Kindern übermitteln sollten, ist, dass Sie
und Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin miteinander koope-
rieren, um Kompromisse und Lösungen für Ihre Un-
stimmigkeiten zu finden.
Bei der Vermittlung der Geschlechterrollen ist vor
allem zu bedenken, dass geschlechtliche Gleichberechti-
gung nicht dasselbe ist wie geschlechtliche Gleichheit.
Es gibt wissenschaftliche Hinweise darauf, dass einige
generelle geschlechtsspezifische Verhaltensweisen
schon vor der Geburt in unserem Gehirn angelegt sind.
Vom Kleinkindalter an konzentrieren sich Mädchen z.
B. länger auf Gesichter, besonders wenn diese mit ihnen
sprechen, und reagieren mehr auf Berührung, Schmerz
und Lärm, während Jungen eher auf nichtmenschliche
Reize wie abstrakte Formen und Gegenstände wie Spiel-
zeugautos reagieren.
Viele Eltern, die versuchen, ihre Kinder geschlechts-
neutral aufwachsen zu lassen, müssen erkennen, dass
ihre Töchter trotzdem gern mit Puppen spielen und ihre
Söhne Konstruktionsspielzeug und aktive Spiele vorzie-
hen. Andere bemerken, wie sie die erwarteten Vorlieben
umkehren. Der Einfluss der nichtfamiliären Umwelt
spielt dabei ebenfalls eine Rolle.
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