Page 365 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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also dazu, Geschlechtsverkehr und damit eine mögliche
Befruchtung zu ermöglichen.
Soziobiologen gehen davon aus, dass die positiven
emotionalen und physischen Erlebnisse, die mit Liebe
und Erotik in Verbindung stehen, Menschen dazu ermu-
tigen, sich fortzupflanzen und Kinder aufzuziehen. So
betrachtet ist der letztendliche Zweck der Liebe die
Fortpflanzung. Daher sagen Soziobiologen, dass Men-
schen Partner wählen, die zeugungsfähig sind und ver-
mutlich gute Eltern abgeben werden.
Die Freud’sche Auffassung von Liebe
Der österreichische Psychoanalytiker Sigmund Freud
(1856—1939) revolutionierte das Denken über die Lie-
be. Er behauptete, der Wunsch, Liebe zu geben und zu
bekommen, sei im Unterbewusstsein begründet, und die
Art und Weise, wie Menschen lieben und geliebt werden
wollen, sei durch Erfahrungen im Kindesalter bestimmt.
Freud glaubte insbesondere, dass ein Großteil des Le-
bens durch den sexuellen Trieb beherrscht werde. Er be-
hauptete, dass die Unterdrückung des sexuellen Verlan-
gens zu Kompensationen in anderen Lebensbereichen
wie Arbeit, Sport oder Kunst führe. Freuds Nachfolger
haben ihn jedoch häufig wegen seiner Überbetonung des
sexuellen Aspekts kritisiert.
DIE EMOTIONEN DER LIEBE
Bei Erwachsenen folgen die meisten Liebeserfahrungen
einem bestimmten Muster. Zu Beginn einer Beziehung
sind die Gefühle meist intensiv und gepaart mit Empfin-
dungen wie Vitalität, Verlangen, Zittern, Appetitlosig-
keit und Schlaflosigkeit. Einige dieser Empfindungen
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