Page 140 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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128 Gottl. Friedr. Lipps.
an einem gegebenen Systeme von Gegenständen in dem Producte
seinen Ausdruck, dessen Multiplicator die Anzahl des Vereins und
dessen Multiplicand die Anzahl des Systems ist. Insbesondere führt
die einmalige Ausführung der Denkthätigkeit a an dem als G-rund-
einheit dienenden Objecte a t^x. a^, wonach 1^ • 1„ = 1^ ist, während
das einmalige bloße Setzen von a oder die einmalige Ausführung von
«0 an a durch 1^ -10= ^a oder durch das gewöhnliche 11 = 1
ausgedrückt wird.
Sind z. B. a und a, die Träger der Beziehung des Gegensatzes,
so bestehen die Denkakte aa = ö^, und aa^ = a neben a^a =^ a und
«j«, = a^ und es heben sich die Objecte a und a, in ihrem Zu-
sammenbestehen gegenseitig auf, so dass ein beliebiges System in
seiner reducirten Form entweder eine Anzahl von Objecten a oder
eine Anzahl von Objecten a^ oder gar kein Object darbietet.
Als Anzahlen treten daher nur m^ oder m^g oder auf, und für
1^^ -1^ =
ihre Multiplication gelten die Regeln ^a\ Iftla^^o'?
Icfo-lg =la\lu'^a ^=lo- M^ii gelangt auf diese Weise zu den
positiven und negativen Zahlen. Um dieselben in der üblichen Form
zu erhalten, ist bloß 1 ^ resp. 1 ^^ durch + 1 und 1 ^ resp. 1 ^ durch
dass die Vorzeichen +
— 1 zu ersetzen, wodurch zugleich erhellt,
und — nunmehr nicht bloß als Zeichen für die Addition und Sub-
traction sondern auch zur Bestimmung der Art der Anzahlen
dienen. — Soll hingegen die Beziehung des Theils zum Ganzen in
der unbegrenzten Reihe von Denkakten aa = a^\ aa^ = a^; aa^
= «gl . . . ihre Darstellung finden, so ist in der Reihe a, a^, a^, a^ . . .
jedes Object (mit Ausnahme des ersten) ein bestimmter Theil des
unmittelbar vorangehenden. Man erhält daher in den Anzahlen
mo + m^a -f m^a^ + • • • die Mannigfaltigkeit der positiven reellen
Zahlen, welche die ganzen und gebrochenen, rationalen und irra-
tionalen und überdies die algebraisch und transcendent irrationalen
positiven Zahlen in sich schließt.
Diese Beispiele genügen, um zu zeigen, dass die allgemeinen Zahlen
der Mathematik auf den iterirbaren Formen des beziehenden Denkens
beruhen. Und da die Ausführung der Beziehungen stets eine Ordnung
der aufeinander bezogenen Objecte bedingt, so ist es offenbar möglich,
durch die Untersuchung dieserFormen eine aJlgemeineMathematik der
objectiv begründeten ordnenden Beziehungen zu entwickeln.