Page 138 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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126                     Gottl. Friedr. Lipps.

        laufende,  von jedem Gliede  aus reproducirbare, homogene Reihe,
        welche in einzigartiger und allgemeingültiger Weise die Reihenform
        des Denkens zur Darstellung bringt, ist aber — wie man unmittelbar
        erkennt — die Reihe der natürlichen Zahlen  1, 2, 3,  .  .  . in inf.  Sie
        dient zum Erfassen jeder Vielheit von Objecten, wobei jedes Object
       in gleicher Weise wie jedes andere nur als Träger des erfassenden
       Denkens, als absolute Einheit, auftritt.  Und die Möglichkeit, in der
       gegeben vorliegenden Zahlenreihe vorwärts und rückwärts  (bis zum
       Anfangsgliede, aber nicht darüber hinaus) zu gehen oder vorwärts und
       rückwärts zu zählen, bedingt die Ausführbarkeit von Zählprocessen,
       auf denen die Mathematik der Zahlenreihe beruht.
           Der Akt des beziehenden Denkens ferner bietet sich als der  im
       Denken vollzogene Uebergang von einem zu Grunde liegenden Gegen-
       stande a zu einem aus a folgenden und an a gebundenen Gegen-
       stande a,  dar. Er kann daher, wenn die auf a gerichtete und zu a^
       führende Denkthätigkeit durch a bezeichnet wird, in der symbolischen
       Gleichung aa = a^ seinen Ausdruck finden.   Mit Rücksicht hierauf
       ist der auf a gerichtete und bei a verharrende Akt des erfassenden
       Denkens durch a^a = a    darzustellen , wenn  die Denkthätigkeit  in
       diesem Falle durch a^ angedeutet  wird.  Und da jeder,  als Träger
       irgend welcher Beziehung auftretende Gegenstand nothwendig, sofern
       er vorHegt, einen Akt des erfassenden Denkens voraussetzt, so bedingt
        der Vollzug von aa = a^ zugleich das Erfassen von a und a^ oder
        die Ausführung von a^a ^= a und a^a^ = «,.
           Gestattet nun das auf a bezogene a, in gleicher Weise wie a die
        Ausführung von  or, so dass durch den Denkakt aa^ = a^ der Gegen-
        stand «j  in eben  dieselbe Beziehung zu  «^  tritt wie a, zu «, und
        lässt sich dieser Process des Weiterschreitens und Beziehens in un-
        begrenzter Folge wiederholen, so entsteht durch die Kette der Denk-
        akte aa = a^\  aa^ = a^\ aa^:= a^\   .  ,  .  die  unbegrenzte .Reihe
        «, a,  , «2 , «3  .  .  .  , in welcher je zwei aufeinanderfolgende und allgemein
        je zwei durch die nämliche Anzahl von Zwischengliedern getrennte
        GHeder die Träger der nämlichen Beziehung sind.  Findet auf diese
        Weise eine Form des beziehenden Denkens in den Beziehungen einer
        unbegrenzten Reihe von Denkobjecten ihre Ausgestaltung,  so möge
        sie als iterirbar bezeichnet werden. Dann ist auch die immer wieder
        ausführbare Thätigkeit des rein erfassenden Denkens a^ iterirbar zu
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