Page 27 - Geschichte des Kostüms
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                                                  SPANIEN

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                    Die Tafel   bringt Typen aus der Zeit des Niedergangs der spanisclien Mode-
             herrschaft in Europa, und da es zum Teil einfachere Leute sind, die sie darstellt, so
             lassen sich auch   die Übergänge    aus der   spanischen  Hoftracht  in ein  sich  heraus-
             bildendes nationales Kostüm erkennen.      Das Beinkleid  ist nun ungepolstert.  Es hängt
             wehbauschig herab     bis zum Knie und     ist hier mit einem verschleiften Bande über-
             bunden, oder auch die Schleife findet sich direkt am unteren Rande des Beinkleides
             angebracht.   Das Wams hat unter dem Gürtel einen mäßigen und kleinen Schoß, der
             zwanglos auf die weiten Hosen     fällt.  Die mächtige Krause    ist einem kleineren,  steif

             nach oben heraustretenden gestärkten Kragen gewichen, oder statt des letzteren findet
             sich auch der auf die Schultern niederliegende Spitzenkragen.       Der Schuh hat nach
             wie vor den     höheren Rang.    Aber wie ihn im übrigen Europa der Stiefel zur Zeit
             des dreißigjährigen Krieges verdrängt, so gelangt der Stiefel auch nach Spanien, in der
             noch über die Knie hinaufgeführten,     nicht zu Stulpen umgeklappten Form.       Ebenso
             wird  der zeitgemäße große weiche Hut auch in Spanien          angetroffen.  Das   strenge
             Schwarz Philipps II.  ist die korrekte höfische Farbe für die Männer geblieben. Aber
             die Ausnahme wird gutgeheißen, sobald sie sich motiviert zeigt oder die Gelegenheit
             eine so strenge Korrektheit nicht verlangt.    In der Frauentracht   ist noch immer, so-
             bald es sich um Repräsentationskostüme von Königinnen und Infantinnen handelt, der
             große Reifrock und der ,,verdugado", die Hüftenerweiterung, unerläßlich.
                    Die Figuren    unserer Tafel   sind Gemälden    des Velasquez (iSgg— i66o)     ent-
             nommen und lassen sich wenigstens teilweise auf bestimmte Jahre datieren.
                    Fig.  I.  König Philipp IV.   1644.
                    Fig.  2.  Infant Balthasar Carlos im Jagdanzug. Um      i635.
                    Fig.  3.  Der Infant Don Carlos. Um      1626.
                    Fig.  4-  Königin  Maria Anna von Österreich,      zweite Gemahlin Philipps IV.
             Gemah i658-  — 1660.
                    Fig.  5.  Infantin Margarete.  Gegen   1660.
                    Fig. 6  und  7.  Caballeros.  1640.  Nach Studienblättern.
                    Fig.  8.  Ein Hofnarr Philipps  IV^.
                    Fig.  9-  Admiral Pulido-Pareja.   1639.
                    Fig.  IC ).  Ein Hofnarr Philipps IV., mit Mantel. Um     i635.
                    Fig.  1  [.  Einfacher Mann. Um    1654.
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