Page 93 - Geschichte des Kostüms
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RUSSLAND
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Was wir Rußland nennen, ist noch heute längst nicht von einem einheitlichen
Volkstum bewohnt, und dies war in den alten Zeiten noch weniger der Fall. So
war das heutige Nordrußland mit Einschluß von Moskau im Mittelalter noch von
Bevölkerungen finnischen Stammes bewohnt. Im Süden wohnten Chasaren, Bulgaren
u. a. Der Schwerpunkt des ostslawischen Volkstums lag in den Gebieten um Kiew
herum. Byzantiner und Araber nannten die dortigen Slawen „Russen"; dies hat
sich durch geschichtliche Entwicklungen verallgemeinert. Die Bedeutung des Namens
ist unsicher.
Von Skandinavien aus durchquerten die Nordgermanen das weite ost-
europäische Landgebict bei ihren Verkchrsbezichungen mit Byzanz, und so haben sie
sich infolgedessen- bei diesen unentwickelten Völkern auch Herrschaften, Reiche,
gegründet. Die ältesten Persönlichkeiten russischer Geschichte sind demnach
Skandinavier, die Führer von Gefolgsscharen aus schwedisch Upland und Södcrmanland
und aus Östergötland: „Rurik" (nordgerm. Hrörekr, Roderich), „Oleg" (Helgi), „Igor"
(Ingwar), sowie dessen nun schon einen slawischen Namen führender Sohn Swjatoslaw,
der größte Herrscher der altrussischen Geschichte. Durch dessen Sohn Wladimir
wurden die Reiche von Nowgorod und Kiew i. J. 989 christlich, nach griechisch-
byzantinischem Bekenntnis, In neue Teilreiche vielzerspalten, und durch die Kämpfe
der verschiedenen Stände um die Oberhand veruneinigt, kamen die Russen seit den
Jahren 1223— 1240 unter die Herrschaft der mongolischen Tataren. Der Befreier
Rußlands von dieser Fremdherrschaft wurde Iwan III. von Moskau (J462 — 1505).
Wie die Germanen in Kunstfertigkeiten, Bräuchen und Lebensformen die Lehrer
der Finnenvölker nebst Esten, sowie der lettisch-litauischen Völker gewesen sind, so
findet man beweisbar und spürbar eine älteste Schicht germanischer Einwirkungen