Page 20 - Magazin_Bildungswerkstatt_2_feb2021
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PSYCHOLOGIE
Angst fragen: «Wer bist Du? Wie heisst Du? Warum besteht, wie deutlich Themen in Elterngesprä-
kommst Du jetzt zu mir? Was willst Du mir mitteilen? chen angesprochen werden dürfen. Ängstliche
Warum wählst Du die Form der Angst, um mir etwas Lehrpersonen werden die Grenzen eher zu früh
zu sagen?» bis zu «Hau ab! Du störst…» ziehen. Als Lehrperson gilt es auszuloten, wo die
wirklichen Grenzen sind, wenn es um das Wohl
Die biographisch erworbene Angst: Kinder des Kindes und Ihr eigenes, glaubhaftes Engage-
ängstlicher Mütter und Väter laufen Gefahr, ih- ment in Ihrem Beruf geht.
rerseits die immer wieder erlebte Ängstlichkeit
ihrer Eltern in sich aufzunehmen und als eigene Fazit: Gute Fachbücher können eine eher erlauben-
Lebensängstlichkeit zu bewahren. Während eines de Wirkung aufweisen und ermutigen, die eigenen
Elterngespräches kann es durchaus vorkommen, Grenzen auszuloten und langsam mehr Sicherheit in
dass Eltern ein ähnliches Verhalten wie die Eltern der Führung der Elterngespräche zu gewinnen. Hier
der Lehrperson zeigen und dadurch uralte Ängs- bieten sich praxisbezogene Lehrbücher an, die an-
te bei der Lehrperson aufsteigen. hand konkreter Beispiele modellhaft verdeutlichen,
wie klar und offen Lehrpersonen in den Gesprächen
Fazit: In der konkreten Gesprächssituation selbst mit den Eltern auftreten und formulieren dürfen und
oder in der Vorbereitung des Elternabends kann fol- wo die Grenzen der eigenen Kompetenz zu ziehen
gende Überlegung hilfreich sein: «Wie unterscheiden sind.
sich die Eltern, die jetzt vor mir sitzen, von meinen
Eltern? Existiert in der von mir erlebten Ähnlichkeit, Auch Workshops und Fortbildungen bieten die
die mich so vertraut ängstlich werden lässt, eine Un- Möglichkeit, in Rollenspielen schwierige Situatio-
terschiedlichkeit?» - Die Antworten dazu lassen Sie nen mit Eltern in geschütztem Rahmen zu durch-
souverän und angstfrei handlungsfähig zu bleiben, denken und den eigenen Handlungsspielraum zu
denn sie führen dazu, anders zu reagieren als da- erweitern. Das aktive Probehandeln und die ehr-
mals, als Sie Kind waren. Beachten und wertschät- liche Reflexion des eigenen Erlebens führen dazu,
zen Sie die sozialen Kompetenzen, die Sie sich ange- das eigene ängstliche Zögern zu verstehen und zu
eignet haben und die jetzt täglich anwenden! überwinden.
Grenzen ausloten und überschreiten: Ängs-
te und Unsicherheiten können auch entstehen,
wenn grundsätzlich noch keine Klarheit darüber
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