Page 163 - Was Menschen wirklich wollen
P. 163
Vogelhuber, Scheelen – Was Menschen wirklich wollen
Noch nötiger allerdings hätte der Geschäftsführer ein Training gebrau-
chen können. Denn dieser feuerrote Typ mit vor allem ökonomisch-in-
dividualistischem Motivator sagte zu mir, und zwar vor dem gesamten
Team zu Beginn der Maßnahme: „Herr Vogelhuber, ganz wichtig, die
müssen endlich mal lernen, zu knipsen, ja, so richtig beim Abschluss
zu knipsen ...“ Dabei ballte der kleine Feldherr, entfernt an Napoleon
erinnernd, die Faust, ein bisschen wie ein Motivations-Tschakka. Das
Team hätte wahrlich einen anderen Chef verdient, der es zumindest
im Ansatz verstanden hätte, auf die Befindlichkeit der Männer einzu-
gehen. Und eventuell wäre es hilfreich gewesen, ein bisschen mehr
Vielfalt in das Team zu bringen ...
Der Napoleon-Tschakka hätte es am liebsten gesehen, wenn ich
aus den blau-grünen Teammitgliedern knallhart abschlussorientier-
te Hardcore-Verkäufer „gemacht“ hätte. Bei Profiling³ geht es jedoch
nicht darum, Menschen zu verbiegen. Nach der Maßnahme haben
sich die Teilnehmer dafür bedankt, dass es mir gelungen sei, ein paar
Samen einzupflanzen, man sei gespannt, was daraus entstehen und
welche (Verkaufs-)Früchte das Training im konkreten Kundenkontakt
tragen würde. Sie sehen, es lagen allein schon sprachlich Welten zwi-
schen Chef und Team. Das bestätigte der Geschäftsführer dann auch
noch einmal aufs Schönste: „Das war okay, was Sie da gemacht ha-
ben, Herr Vogelhuber, nur: Etwas mehr knipsen hätte ich mir schon
gewünscht!“
Die Story zeigt, welche Vorteile Profiling³ mit sich bringt: Dem
dunkelroten Geschäftsführer würde es gut tun, seine Wirkung
auf seine Mitarbeiter zumindest ansatzweise einschätzen zu kön-
nen. Und wie es in dessen Mitarbeitergesprächen zugeht, mag
man sich lieber nicht vorstellen.
162