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REPORT TRUCKING IM IRAN
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1 Der afghanische Fahrer Massoud hat gerade in Badar Abbas seinen
Volvo geladen und fährt nach Kabul. Es ist eine Strecke über 2000
Kilometer, von denen mindestens 500 durchs Kriegsgebiet führen
2 Die Benutzung der Autobahnen zwischen den wichtigsten Städten ist
gebührenpflichtig. Ein Lkw bezahlt rund vier Euro für 600 Kilometer
3 Fahrzeuge vom Typ Mercedes 1921 sind im ganzen Land immer noch
weit verbreitet
4 98 Prozent der Lkw, die der persische Schah Mitte der 70er-Jahre
kaufte, waren Mack. Es soll noch 35.000 bis 40.000 davon geben
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genannt Iran Kavet, im Lande selber produziert. die Durchmischung von sehr alten und neueren auch immer zwei Kennzeichen, eines in Farsi
Etwa aus der gleichen Epoche datieren die Volvo Fahrzeugen je nach Gegend variiert: In den Ha- und eines, das auch für uns leserlich ist.
N88, eher seltener treffen wir auf F88/F89. Sca- fenstädten entlang des Persischen Golfs ist die Aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt
nia brachte mit den 110-/111-Haubern seine Anzahl der jüngeren Fahrzeuge deutlich höher. man bei Gesprächen mit den Fernfahrern, wenn
allerersten Fahrzeuge nach Persien und mit ei- In der Gegend um Teheran, im Speziellen in diese darüber berichten, was sie nach Europa
ner Lieferung von 2400 Einheiten des R 112 6x4 Qazvin, Ardebil oder Mianeh sind die Methusa- bringen. Eine Ladung Stückgut kann man sich
setzten die Schweden ihren Fuß definitiv in die lems unter den Nutzfahrzeugen in der Überzahl. in etwa so vorstellen, dass sie aus Musikinstru-
Landestüre. Man hat das Gefühl, dass diese menten (Geigen), Dörrfrüchten, Pistazien, Nüs-
Fahrzeuge immer noch alle unterwegs sind. INTERNATIONALER TRANSPORT: sen und Baumwolle besteht. Die Entladeorte von
Heute werden in der Nähe von Teheran Sca- TOMATEN FÜR SCHWEDEN Saarbrücken, Valenciennes, Brüssel, Paris bis
nia-Lkw wie auch Volvos gefertigt, Mercedes Trotz der Embargos gibt es einen Bedarf an Valance. Demgegenüber hatte ein Kollege, den
steht in den Startlöchern (s. Kasten rechts). Die grenzüberschreitenden Transporten. In Bandar wir in Shiraz antrafen, eine Komplettladung be-
alten Mercedes-Hauber sind immer noch zahl- Abbas haben wir etliche pakistanische und Af- stehend aus Tomaten für Stockholm geladen –
los anzutreffen. Neben den genannten Fabrika- ghanische Sattelzüge gesehen. Ebenso fahren die Temperatur lag an diesem Tag bei etwa 40°C
ten begegnen wir aber auch DAF A16, GMC iranische Fahrzeuge zu diesen Destinationen. und der Auflieger war eine Schiebeplane. Er sel-
Astro, Autocar, International und auch den au- Die Zeiten, in denen die schweren irani- ber würde diese aber bloß bis Warschau fahren,
ßergewöhnlichen CCCs. Immer mal wieder schen 6x4-Macks am Zollamt Walserberg anzu- meinte der Fahrer, und dort würde umgeladen.
werden Fahrzeuge aus mehreren Lkw zusam- treffen waren, sind aber seit langem Geschichte. Ab dem EU-Land läuft der Transport vermut-
mengezimmert, so dass ein tatsächliches Fabri- Für Transporte nach Europa wird nur moderns- lich streng „temperaturgeführt“ bis zum Emp-
kat nicht mehr zu erkennen ist. Es fällt auf, dass tes Material eingesetzt. Diese Fahrzeuge tragen fänger. Ferdy de Martin
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