Page 158 - Stiftung Warentest - Warenkunde Brot - Gutem Brot auf der Spur
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gegeben. Der Müller kann sich so von außen nach innen durch das Korn arbeiten und
          ganz gezielt Bestandteile des Korns abtrennen. Je nach gewünschten Mehleigenschaften
          bzw. je nach Mehltype werden die einzelnen Fraktionen am Ende wieder
          zusammengemischt. Die Kleie kommt überwiegend als Viehfutter zum Einsatz.



                 Ausmahlungsgrad


          Wie viele Bestandteile eines Korns im Mehl stecken, wird über den Ausmahlungsgrad
          beschrieben. Je niedriger der Ausmahlungsgrad, umso weniger Schalenanteile und umso
          mehr Anteile des Korninneren stecken im Mehl. Ein Weizenmehl Type 550 mit einem
          Ausmahlungsgrad von beispielsweise 50 Prozent enthält nur einen Teil des
          Mehlkörpers, aber fast keine Schalenbestandteile. Es ist also nur die Hälfte des
          gesamten Korns im Mehl enthalten.



          Mehl muss reifen


          Nach dem Mahlen lagert der Müller das Mehl einige Tage bis Wochen, um ihm bessere

          Back​eigenschaften zu verleihen. Unter anderem verändert sich durch die Lagerung das
          Klebereiweiß und ein Teil des Mehles wird durch die natürlichen Enzyme in
          Zuckerstoffe und Eiweißbruchstücke zersetzt. Das Brot oder Kleingebäck wird dadurch
          lockerer und knuspriger.


          Der Reifungsprozess kann durch Zugabe von Ascorbinsäure (Vitamin C) auf wenige

          Stunden beschleunigt werden. Sie führt bei Mehlen mit hohem Ausmahlungsgrad auch zu
          einer längeren Haltbarkeit, weil die Fettstoffe aus dem Keimling und der Aleuronschicht
          nicht so schnell ranzig werden.



          Worauf sollte ich beim Mehlkauf achten?


          Wichtig ist eine gute Mehlqualität. Die Mehlqualität wird aber nicht allein durch die
          Mehltype bestimmt. Genauso wichtig sind beispielsweise Enzymgehalt, Klebermenge

          und Kleberqualitäten, Wasseraufnahmefähigkeit oder das Verhalten beim Mischen mit
          Wasser. Dafür steht dem Müller eine Vielzahl an Laborversuchen zur Verfügung. Bäcker
          bekommen typische Kennzahlen wie Fallzahl (unter anderem Maß für die
          Enzymaktivität) oder Sedimentationswert (Maß für die Klebereigenschaften) mit jeder

          Mehlcharge mitgeliefert.


          Auf normalen Mehlverpackungen sind diese Richtwerte aber nicht angegeben. Aus
          gutem Grund: Für den heimischen Brotbäcker spielen diese Mehlkennzahlen keine
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