Page 4 - Themenraum Aufgabenkultur ebook
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AUTHENTISCHE AUFGABEN FORDERN HANDLUNGEN HERAUS.
               Aufgaben sind Aufforderungen an Lernende zum Handeln, sie initiieren und strukturieren Lernprozesse und sie
               konkretisieren und operationalisieren Lernergebnisse.
               Authentische Aufgaben sind anspruchsvoll und für alle gut.
               Eine authentische Aufgabe

                         ist „situiert“ und glaubwürdig, d.h. sie geht von einer Situation aus, in der sich die Schüler/innen in
                          ihrem Leben irgendwann einmal wiederfinden könnten. (Das Wort „Situation“ ist heimtückisch.
                          Oft wird „Situation“ von Lehrpersonen als „Rollenspiel“ interpretiert und nicht als Situation, mit
                          der Schüler/innen im Leben „außerhalb der Schule“ konfrontiert sein könnten (realer Kontext).)
                         definiert die Rolle, in der die Schüler/innen beim Lösen der Aufgabe agieren und verlangt von
                          ihnen eine Handlung, die relevant für die Kompetenz ist, die durch das Lösen der Aufgabe
                          demonstriert und beurteilt werden soll.
                         formuliert ein konkretes Ziel, das durch die Handlung erreicht werden soll. Erst wenn den
                          Schüler/innen die Situation, ihre Rolle und das Ziel klar sind, können sie - mehr oder weniger
                          erfolgreich - handeln.
                         hat Kriterien, an Hand derer die Leistung gemessen wird. Die Lehrperson muss maximal fünf klare
                          Qualitätskriterien festlegen, anhand derer sie den Schüler/innen Rückmeldung darüber geben
                          kann, inwieweit sie die Aufgabe gemeistert haben. Somit gibt es klare transparente Erwartungen,
                          die beurteilbar sind.


               „Wer außerhalb von Schule […] Probleme löst, weiß, dass er sich fast immer in einer „offenen“ Situation
               wiederfindet. Das Problem muss erst einmal konkretisiert werden, Lösungswege liegen nicht auf der Hand, das
               Ergebnis – falls es überhaupt ein eindeutiges gibt – ist zunächst unbekannt. Offenheit ist also ein typisches
               Merkmal […].“ (Büchter & Leuders, 2011, S. 88). Aufgaben können nach dem Grad ihrer Offenheit
               unterschieden werden.


               Offene Aufgaben erfordern unterschiedlich komplexe Lösungen. Damit erfüllen offene Aufgaben zentrale
               Anforderungen für das Lernen heterogener Lerngruppen, denn sie ermöglichen den Lernenden neben einem
               Wissenszugewinn vor allem einen Beitrag zur Lebensbewältigung im Sinne von „im Leben tun können“,
               „Verstehen“ und damit Kompetenzentwicklung. Diese authentischen Aufgaben, die einen Lebensbezug haben
               und in mögliche Lebenssituationen der Schüler/innen eingebettet sind, ermöglichen Lernen und Leisten auf
               unterschiedlichen Komplexitätsstufen. Sie geben Raum für eigene Ideen, Lösungswege; fördern eigenes
               Denken; übertragen Verantwortung auf Schüler/innen; fördern Problemlösefähigkeit; tragen zur Vernetzung
               von Wissen bei.

               Die Arbeit mit Lehrer/innen zeigt immer wieder, dass es für Lehrpersonen nicht einfach ist, authentische
               Aufgaben zu formulieren, da dies in der bisherigen Praxis nicht üblich war. Es sind Umdenk- und
               Umlernprozesse erforderlich, die bekanntlich umso schwieriger sind, je kompetenter die Handelnden sind.
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