Page 109 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Zitat Leon Uris:

          Ohne seine Beduinen wäre Israel undenkbar. Kein ande-
          res Volk ist mysteriöser und faszinierender als dieses, das
          zeitlos durch die Wüste wandert. Fast scheint es, als wä-
          ren sie noch immer von dem alten Fluch Abrahams ver-
          folgt,  der  Hagar  und  Ismael  verwarf,  um  sie  der  Erbar-
          mungslosigkeit  dieser  Weiten  zu  überlassen.  Ihr  ganzes
          Leben  ist  eine  ewige  und  meist  fruchtlose  Suche  nach
          Wasser.

          Sehr  bald  aber  standen  diese  mysteriösen  Wesen  den
          konkreten Plänen  für  die Nutzung  der  Negev-Wüste  im
          Weg,  und  man  überlegte,  was  man  mit  ihnen  machen
          sollte. Denn sie weiterhin so umherziehen zu lassen, das
          schien  dem  Staat  unmöglich.  Außerdem  brauchte  man
          das Land für Plantagen, Industrie und Siedlungen.

          Von  den  knapp 100.000 Beduinen,  die  in Palästina  leb-
          ten,  waren  nach  der  Staatsgründung  und  dem  Krieg
          (1948)  ohnehin  die  meisten  in  die  umliegenden  Länder
          geflohen.  Einige  Stämme  wurden  dadurch  zerrissen.  In
          der  Negev  blieben  nur  etwa  11.000  Beduinen  zurück.
          Diese mussten von den Regionen, die sie zum Ackerbau
          und als Weide genutzt hatten, fort, kamen in ein Reser-
          vat  nahe Beer  Sheva  und wurden  israelische  Staatsbür-
          ger, jedoch Bürger ohne gleiche Rechte.

          Ab den 60er-Jahren begann der Staat, das Land zu ver-
          planen. Wohin also mit den, wenn auch geheimnisvollen
          und faszinierenden, doch nun lästig gewordenen Bedui-
          nen?  Moshe  Dayan,  der  Mann  mit  der  Augenklappe,
          machte einen Vorschlag:





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