Page 107 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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chel, die Polizei sucht dich. Es waren noch andere Uni-
formierte da, aus Frankreich, die suchen dich wegen der
französischen Armee. Die Vergangenheit hatte mich wie-
der eingeholt. Die durften mich den Franzosen überge-
ben, laut dem Europäischen Übereinkommen über die
Rechtshilfe in Strafsachen, abgeschlossen in Strasbourg
am 20. April 1959. Somit musste ich am nächsten Mor-
gen von Dover nach Ostende in Belgien fliehen, dann mit
dem Zug nach Stuttgart – Deutschland. Im Bahnhof auf
den kalten Fliesen übernachten und dann in die Schweiz
weiterreisen. Am nächsten Tag rief ich in Blackpool an
und erfuhr, dass mich die französische Armee ins Militär
holen wollte. Aber ich war schlauer gewesen als die Ar-
meepolizei. Die Herren sollen ganz enttäuscht gewesen
sein, als sie um zwölf Uhr mittags niemanden mehr vor-
fanden, und ich war heilfroh, davongekommen zu sein.
Später wurde ich in Knies Kinderzoo eingegliedert, denn
auf Tournee hatte es im Moment keinen Platz. Ich war
enttäuscht und kam im Kinderzoo leider nicht so zurecht,
speziell nicht mit dem parteiischen Direktor. Ein paar
Monate später kündigte ich meinen Job direkt bei Papa
Fredy Senior. Dafür durfte der Direktor ein paar Monate
später auch gleich gehen, das hatte ich insgeheim ge-
hofft, aber Ehrlichkeit zahlt sich auf lange Sicht aus. Ich
ließ Papa Fredy Senior wissen, dass es eine wundervolle
und inspirierende Zeit für mich gewesen sei, dass ich nur
ihm traue und dass ich das Arbeitsverhältnis leider auflö-
sen müsse. Ein ganz spezieller Abschnitt in meinem Le-
ben, danke für euer Vertrauen, speziell dir, Papa Fredy
Senior, und deiner großartigen Familie, dass ihr mir die
einmalige Chance gegeben habt, sowie den Artist-innen
und Mitarbeiter. In ewiger Freundschaft, Michel.
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