Page 103 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
P. 103
Familie Knie zurückzukehren auf Tournee, zu meinen
wenigen Freunden und diesen wundervollen Artistinnen
und Artisten aller Art. Der speziellen Atmosphäre eines
Circus verfällt man gerne. Aber der Alltag holte mich
schnell wieder ein. Nach einem weiteren Unfall fragte
man mich, Michel, hättest du Lust nach Schottland und
England zu gehen, denn es sei eine Ehre und eine einma-
lige Gelegenheit eine neue Sprache zu erlernen! Mein
Kollege und ich aus dem gleichen Wohnwagen sollten in
Zukunft Karriere machen und das war ein spezielles Privi-
leg im Circus Knie. In der Zwischenzeit bekam ich genug
Geld, um in Glasgow und Blackpool über die ersten Run-
den zu gelangen. Aber ich bekam auch wunderschöne
Kleider, über und über mit Pailletten verzierte Hemden
und echte Cowboyhosen und Stiefel aus Wildleder, denn
ich sollte den Circus Knie im Ausland repräsentieren. Das
gefiel mir sehr gut und ich hatte auch Freude daran. Da-
für gefiel das dem Cousin vom Circus Althoff in keiner
Weise, denn er hatte nur gewöhnliche Latzhosen, und
nebenbei ließ er dauernd seinen Frust an den Tieren aus.
Nach gewissen Überlegungen sagte ich zu und zwei Wo-
chen später ging es nach Blackpool, nach einer Woche
weiter nach Glasgow in Schottland, zum Kelvin Hall Cir-
cus. Nebenbei hatte es den ganzen Tag Lärm in der Halle
der Glücksspielautomaten und Schiessbuden. Der tägli-
che Lärm, dem ich dauernd zu entfliehen versuchte,
strapazierte oft vehement meine Nerven. Ich ging oft an
Sonntagen in die Wildnis, besuchte Freunde, war in Mu-
seen, erkundete fremde Orte oder genoss die Atmosphä-
re in den familiären Pubs. In Glasgow verweilte ich zwei
Monate. Das war zuerst ein trostloser Ort, oft regnerisch
oder eiskalt und neblig. Aber ich lernte viele gute Men-
103