Page 100 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Regazzoni, und es gab nach der Vorstellung eine Na-
menstaufe von ein paar Tigerjungen, das war ein speziel-
ler Abend, und ich war glücklich eine solche Berühmtheit
kennengelernt zu haben, auch seine Frau strahlte eine
innere Schönheit aus. Dieser Clay war auf dem Boden der
Realität geblieben, und das gefiel mir unheimlich gut an
ihm. Oft gingen wir nach getaner Arbeit noch an die Bar
und genehmigten uns noch einen Drink, ließen die Show
Revue passieren, schauten uns die wundervollen Frauen
an, speziell die von der Gruppe Palazzos aus Mexiko mit
ihrer einmaligen Trapeznummer. Wundervolle Frauen
säumten meinen Lebensweg, bis auf ein paar wenige
Ausnahmen, aber experimentieren ist des Menschen
Leidenschaft. Doch eines Tages, als ich alleine durch die
Gehege zog, da zog es mich zu den wilden Berberlöwen,
die seit drei bis vier Monaten im Circus weilten und zu-
erst abgerichtet werden mussten, sie waren in Gitterwa-
gen. Ich schaute mich kurz um, dann ging ich über die
Absperrung und näherte mich mit ganz sanfter Stimme
den Löwen. Ein sehr großes, dominantes Männchen legte
sich hin und hörte mir einfach zu. Da langte ich durch die
Stäbe und streichelte seine Mähne und seine starken,
von Muskulatur überwucherten Glieder. Alle anderen
Männchen blieben seelenruhig liegen, aber beäugten
mich ganz genau. Das Fell, das ich streichelte, war sehr
rau, aber der Löwe und ich waren voneinander fasziniert,
er drehte sich x-mal um und schnurrte wie ein Riesenka-
ter. In der faszinierenden Welt der Raubkatzen empfand
ich es wie im Paradies, dabei hatte ich starke Freunde
gewonnen, das hätte ich mir nie erdacht. Plötzlich war da
ein Schrei: He, was machst du da, du hast hier nichts zu
suchen! Ich hatte richtig reagiert, nicht zu heftig, sondern
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