Page 97 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Schweizer National-Circus Knie 1976/77
Für mich war es ein spezieller Tag, als ich in den Circus
Knie eintrat. Leider war der erste Tag nicht in Zürich,
sondern in Bern. Mich wollten viele Kollegen und Freun-
de besuchen, das hörte ich im Nachhinein. Nebenbei
waren einige auch eifersüchtig, dass nicht auch sie im
Circus Knie arbeiten konnten, das konnte ich in keiner Art
und Weise verstehen. Zuerst musste ich mich persönlich
beim Senior Fredy Knie melden. Der begrüßte mich und
war wie immer in Schuss. Schön, dass du da bist, geh
jetzt deine Uniform holen und ab morgen fängst du als
Pferdepfleger an. Gib zuerst aber alle deine Papiere im
technischen Büro ab. Als ich alles hinter mir hatte, ließ
ich den Circus Knie auf mich einwirken. Ich sah schnell
hinter die Kulissen, dass es ein wundervoller Betrieb war,
fast wie in einer Fabrik. Da musste sehr viel koordiniert
werden, da steckte verdammt viel Arbeit und Disziplin
dahinter. Mir übergab man gleich die jüngsten Lipizzaner,
das waren die wildesten, und niemand konnte sie liebe-
voll zähmen. Man schmiss mich gleich ins kalte Wasser,
das sollte mir recht sein. Mich empfingen junge Lipizza-
ner Hengste, Maestoso, jung und majestätisch. Konfer,
der verspielte, Gaetano, der, sobald ich seine Hufe rei-
nigte, sich an mich lehnte wie ein alter Freund und in
einem wonnigen Ritual, dauernd die Pferdeäpfel über
meinen Rücken gleiten ließ, dabei noch sanft wieherte.
Pluto, der eher ängstliche, Zitron, der Träumer, der im-
mer die Lippen verschloss, als würde er das Lachen un-
terdrücken. Später bekam ich noch zwei Pferde dazu.
Bevor ich die Pferde jeweils verließ, redete ich mit jedem
und ließ ihnen Streicheleinheiten zukommen. Später
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