Page 99 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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fleisch. Ramadan ist der Fastenmonat der Moslems. Ich
          freundete mich mit Artisten an, speziell mit der wunder-
          schönen Mexikanerin der Gruppe Los Palacios, das gefiel
          gewissen Mitarbeitern wieder nicht, denn sie fühlten sich
          dadurch  minderwertig,  das  war  mir  egal.  Musste  mir
          anhören: Michel,  fühlst  du  dich  als  was  Besseres! Aber
          ich war in dieser Zeit ein Muskelpaket, gepaart mit Intel-
          ligenz, hatte einfach zu viel Energie, und das musste raus.
          Was gab es Schöneres, als im Circus zu sein, im Rampen-
          licht zu stehen, ein Teil des Ganzen sein zu dürfen! Denn
          es war ja ein wundervoller Job als Pferdepfleger, später
          als  Assistent  von  zwei  Shows  mit  Pferden  im  Ausland.
          Auch das ewige im Rampenlicht Stehen fordert mit der
          Zeit seinen Tribut. Da ich eher ein Einzelgänger war, aber
          dennoch  Freunde  um  mich  hatte,  wünschte  ich  mir
          schlussendlich  doch  ein  ruhigeres  Dasein.  Von  Stadt  zu
          Stadt  zu  ziehen,  hat  etwas  Interessantes  an  sich,  aber
          leider  nicht  auf  Dauer.  Wie  kann  da  eine  normale  Ver-
          bindung  entstehen  zwischen  zwei  Partnern!  Denn  mir
          fehlte  eine  Freundin.  Sollte  ich  mir  denn  in  jeder  Stadt
          eine neue Partnerin zulegen? Das zehrte zu stark an mei-
          ner  Substanz,  aber  als  Übergang  war  das  schon  okay.
          Danke, Papa Fredy, für dein spezielles Vertrauen in mich
          als  Pferdepfleger  und  Mensch.  Nebenbei  genoss  ich  im
          vollen Zuge die Abendvorstellungen, es war schon etwas
          Spezielles. Eines Abends, im Welschland, erschien dann
          noch  die  ganze  Familie  von  Charlie  Chaplin,  aber  nie-
          mand von denen begrüßte uns Pferdepfleger. Wenn man
          so  berühmt  ist,  übersieht  man  oft  das  Bodenpersonal,
          doch die sind ein sehr wichtiger Bestandteil des Ganzen,
          c’est la vie Charlie Chaplin. Aber eines Abends erschien
          noch  der  berühmte  Schweizer  Rennfahrer  Clay



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