Page 98 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
P. 98
mussten wir in die Kantine, um das Essen zu fassen. Das
Essen war einfach himmlisch, besser als in vielen Restau-
rants der Schweiz. Papa Fredy Senior erwähnte mal, das
Essen sei sehr wichtig für seine Mitarbeiter, so seien sie
viel zufriedener und könnten auch schwerere Arbeiten
verrichten und das auch für weniger Geld. Aber auch die
Musiker, sowie gewisse Artisten nahmen das Essen dort
ein. Doch wir hatten auf der Schweizer Tournee auch
sehr viel Vorbereitungsarbeit zu leisten, speziell bei Ta-
gesplätzen, drei bis vier Aufführungen täglich an der Ba-
sis war das härteste Arbeit. Zelte abbauen, wieder auf-
bauen, einstreuen mit Stroh und Heu, Pferde holen vom
Bahnhof, dann oft noch andere Tiere wie Büffel und Ka-
mele vom Bahnhof abholen, abwechselnd Pferde füttern
und ihnen Wasser geben, je nach Zuteilung, aber die
Pferde sind treue Freunde und wenn du sie gut behan-
delst, geben sie es dir zurück in einer Art und Weise, die
ganz speziell ist. Durch die Pferde gewann ich zum Teil
das Vertrauen zum Menschen zurück. Aber die Arbeit
gefiel mir sehr, speziell aber auch Fredy Knie Senior, der
hatte eine gewisse Ausstrahlung, die oft etwas verbissen
wirkte, und viele Pfleger mochten ihn nicht. Doch ich sah,
dass er was Spezielles war. Denn so einen Circus Knie
kannst du nur mit härtester Disziplin und Gerechtigkeit
führen. Gewisse Leute verstanden das nicht und mach-
ten schwerwiegende Fehler, somit mussten sie den Cir-
cus verlassen. Im Allgemeinen ist der Circus härter als die
Arbeit auf dem Bau. Ich gewann ein paar Freunde, vor
allem unter den Polen und Marokkanern. Aber das gefiel
gewissen Mitarbeitern nicht besonders. In der Küche
hieß es plötzlich: Gehörst du jetzt auch zu den
Ramadanern, denn ich aß einfach nicht gerne Schweine-
98