Page 111 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Die Menschen in jenen Siedlungen wohnen also in Häu-
          sern,  die  wie  Zelte  aussehen  und  aus  Holz,  Wellblech,
          Plastikplanen  usw.  erbaut  sind.  Warum  leben  sie  dort?
          Ist es nicht in den Städten viel bequemer?

          Der  Hauptgrund,  warum  diese  Menschen  ihre  Dörfer
          nicht verlassen wollen, ist die Angst, das eigene Land zu
          verlieren. Land, das Beduinen als ihren Besitz betrachten,
          auf dem sie Olivenbäume haben, Ackerbau treiben und
          ihr Vieh weiden, ist für sie das Wertvollste, was sie ha-
          ben. Sobald sie in die Stadt gehen, wird ihr Land enteig-
          net.  Um  das  zu  verhindern  und  um  weiterhin  Schafe,
          Ziegen  und  Kamele  besitzen  zu  können,  bleiben  sie  in
          ihren Siedlungen und verzichten auf die Annehmlichkei-
          ten städtischen Lebens.
          Dennoch wird, so wie auch in der Westbank, permanent
          Beduinenland  vom  Staat  enteignet,  meist  für  den  Bau
          von  Siedlungen  für  jüdische  Einwanderer.  Dabei  wird
          auch viel Blut vergossen.

          Es geht ein Appell der Gesellschaft für bedrohte Völker
          an die Staaten der EU, die gewaltsame Vertreibung von
          68.000 Beduinen zu verhindern, deren Dörfer, 45 an der
          Zahl, zerstört werden sollen. Diese Beduinen sollen ent-
          eignet und in Städten Zwangsangesiedelt werden.
          Es ist davon auszugehen, dass die Vertreibung der Bedu-
          inen und die Zerstörung ihrer Dörfer mit brutaler Gewalt
          durchgeführt werden wird, eine eigene Polizeitruppe soll
          hierfür bewaffnet werden.
          Tausende  von  jüdischen  Bürgern  (etliche  von  ihnen  im
          Moment  noch  in  Russland  lebend),  können  sich  jetzt




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