Page 8 - Jüdischer Friedhof Hemsbach
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GRABINSCHRIFTEN
Jüdische Grabinschriften wurden in Deutsch- Der Mittelteil beinhaltet ursprünglich neben
land bis ins 19. Jahrhundert hinein ausschließlich Namen, Wohnort und Sterbejahr (meist nach dem
in hebräischer Sprache geschrieben. Danach jüdischen Kalender) Informationen zu Persön-
setzten sich langsam auch deutschsprachige In- lichkeit, Leben und Wirken der/des Verstorbenen.
schriften durch. Diese erschienen zunächst auf Die Beschreibungen – oftmals poetisch verfasst
der Rückseite der Steine und gaben nur Namen – wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts nach und
und Sterbedatum an. Bald wurden die deutschen nach reduziert, bis auch hier nur noch die wich-
Inschriften länger und wanderten auf die Vor- tigsten Eckdaten übrigblieben. Aufgrund der um-
derseite. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gibt fangreichen Informationen dienen ältere jüdische
es Grabsteine, die bis auf die Einleitungs- und Grabsteine Historikern als besondere Quelle.
Schlussformel ganz auf Deutsch verfasst sind. Das Sterbejahr auf den Grabmälern entspricht der
8 Diese Entwicklung kann man auch auf Grab- jüdischen Zählung und ist nach der sogenannten
steinen in Hemsbach beobachten (vgl. S. 4) kleinen Zeitrechnung (n. d. k. Z.) angegeben, sodass
Üblicherweise beginnen alle hebräischen Inschrif- anstelle von 5513 beispielsweise nur 513 vermerkt
ten mit einer Einleitungsformel und enden mit ist. Rechnet man zu dieser verkürzten Jahreszahl
einem Schlusssegen. 1240 hinzu, erhält man das Sterbejahr gemäß dem
In Hemsbach finden sich als Einleitungsformeln gregorianischen Kalender.
die allgemein gebräuchlichen Abkürzungen:
נ פ – Hier ist/liegt begraben
ט פ – Hier ist verborgen
Und der gängige Schlusssegen:
ה ב צ נ ת – Möge seine/ihre Seele eingebunden
sein im Bündel des Lebens