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Etwa drei Wochen nach der Geburt ist der junge
Welpe in der Lage, den Menschen, die körper-
liche Welt, die ihn umgibt, und seine
Artgenossen zu entdecken. Diese Begegnungen
und die Erfahrungen, die er in diesen Monaten
macht, sind bestimmend für sein späteres psy-
chisches Gleichgewicht. Indem er eine physische
Umgebung entdeckt, die reich an unterschied-
lichen Gerüchen, Geräuschen, Kontakten und
Ansichten ist, kann er sein sensorisches
Repertoire um tausende von Eindrücken erwei-
tern, die ihm als Referenz in der Zukunft dienen
und vor denen er keine Angst mehr haben muss.
Dazu kommt, dass je nach den positiven
Erfahrungen, sozialen Kontakten oder vertrau-
ten Strukturen, den Begegnungen mit
Artgenossen und unterschiedlichen Menschen, © Grossemy
er lernen wird, andere zu respektieren, aber auch
von ihnen angezogen zu sein und sich zivilisiert
zu benehmen, genau wie ein Kind zunächst in
der Schule und später als Heranwachsender im vilisiert zu verhalten, wenn die Entwick-
College. Die Wissenschaft bestätigt uns heute, lungsbedingungen günstig sind. Die
was wir vor langer Zeit bereits erreicht haben: Aggressivität einiger Tiere ist in der Praxis nie-
Der Hund, unser Begleiter seit Anbeginn der mals die Folge einer naturgegebenen, in den
Zeit, ist in der Lage, sich in einer Umgebung zi- Genen festgeschriebenen Veranlagung.
Mein Hund beschädigt Möbel.Wie kann ich ihm dies abgewöhnen?
Vor allem muss man akzeptieren, dass man deres als seine Spielsachen zu bekauen, und Meutetiere sind und eine soziale Natur ha-
keinem Hund verbieten kann,seine Zähne zu davon wird auch keine Ausnahme geduldet. ben, die sie im hohen Maße mit ihrem
benutzen;zu kauen ist ein gesundes und nor- Meistens ist es vor allem zur Zeit des Besitzer interagieren lässt.Der Hund braucht
malesVerhalten für einen Hund jedenAlters, Durchbruchs der bleibenden Zähne wichtig, Begleitung, um geistig und körperlich ange-
ein Zeitvertreib. Einige Rassen neigen eher dass man den Hunden ein Kauspielzeug gibt. regt zu werden.Er sollte deshalb ausreichend
dazu als andere (vor allem Jagdhunde,Spaniel, beschäftigt sein, denn ein Übermaß an
Eine gute Möglichkeit, den Hund daran zu
Vorsteh- und Laufhunde). Zu kauen kann hindern, die Möbel zu zerstören besteht da- Energie kann Stress erhöhen und destrukti-
auch als Therapie nützlich sein, um Stress rin, seinemVerhalten eine andere Zielsetzung ves Verhalten begünstigen.Wenn man keine
abzubauen und Energie freizusetzen. Zeit hat, sollte man nicht zögern, einen
zu verleihen.Wenn man sieht,dass der Hund
Kummer,Einsamkeit,Frustration und Ängste Service anzurufen, der auf den Hund auf-
auf den Möbeln kaut, nimmt man ein
sind die wesentlichen Gründe für ein de- passt oder mit ihm spazieren geht.Um glück-
Spielzeug und lenkt seine Aufmerksamkeit
struktives Verhalten, für das Zerstören von darauf; wenn er seine Aufmerksamkeit von lich zu sein, braucht der Hund geistige
Möbeln. Wenn die Hunde ein zwanghaftes den Möbeln auf das Spielzeug lenkt,lobt man Anregung.Einige Spielsachen stimulieren die
Verhalten als Antwort auf Stress entwickelt Hunde aktiv und ermöglichen es, den Hund
ihn mit Begeisterung. DiesesVerhalten muss
haben, muss man die Ursachen hierfür he- mehrere Stunden lang alleine zu lassen.
jedes Mal verstärkt werden,wenn man sieht,
rausfinden, um die beste Lösung für das
dass der Hund auf dem entsprechenden Zum Abschluss ist zu sagen, dass diese we-
Problem zu entwickeln.
Spielzeug kaut, um ihn dazu zu ermutigen nigen Ratschläge,mit denen man den Hunden
Einige Besitzer akzeptieren, dass ihr Welpe auf Dingen zu kauen, die ihm gestattet sind. das Kauen auf verbotenen Gegenständen ab-
Möbel bekaut, tolerieren dies jedoch nicht Eine Strafe kann dagegen kaum dieses gewöhnen kann, begleitet werden müssen
beim ausgewachsenen Tier. Um dieses de- Verhalten verändern und den Hund davon von einer Erziehung, die mit ein wenig
struktive Verhalten beim ausgewachsenen abhalten, auf Möbeln zu kauen. Geduld das Problem löst.
Hund zu verhindern, muss man verstehen,
Man sollte nie vergessen, dass Hunde
dass auch einWelpe nicht das Recht hat, an-
Tierarzt Dr. Goncalo da Graca Pereira, MSc,
Klinischer Verhaltensexperte, Fakultät fürTiermedizin,
Universität Lusófona (Portugal)
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