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„Es gibt auch allein lebende
                Wildtiere wie den Fuchs, der nur für
               die Paarung mit Artgenossen zusam-
                mentrifft, um sich fortzupflanzen.“


                                                                                                                         © Duhayer/Royal Canin






            Die Beziehungen der Hunde untereinander in  Ein „zivilisiertes“Wesen      Die sozialen Kontakte mit Artgenossen, wie mit
            einem Sozialgefüge verlaufen heute, genauso wie                           vertrauen Menschen spielen, erfüllen, wenn sie
                                                 Das Ausdrucksverhalten in sozialen Beziehungen
            beim modernen Menschen, wesentlich kompli-  gegenüber Artgenossen oder mit einem vertrau-  in einem Umfeld und strukturiert ablaufen, die-
            zierter und unterschiedlicher ab, als in einer ein-                       selbe Rolle, wie die der Mutter mit ihren kleinen
                                                 ten Menschen, also einer anderen Art, ist nicht
            fachen Beziehung von Dominanz und                                         Welpen in ihren ersten Lebenstagen: Sie sind
                                                 nur ein „ziviles“ Verhalten, sondern für den
            Unterwerfung. Die Hunde verfügen in ihrem                                 wohltuend und stimulierend. Der Austausch
            Arsenal der Kommunikationsmöglichkeiten  Hund auch von vitalem Interesse, es ist tief in  dieser Kontakte drückt sich beim Spielen oder
                                                 seinen Genen verankert. Sozial sein zu können,
            über eine Anzahl sehr unterschiedlicher Signale,  heißt, in der Lage zu sein und auch den Bedarf  Rumalbern aus, sowohl mit Artgenossen als auch
            sowohl gegenüber dem Menschen, als auch ge-                               mit Menschen. Die einfache Tatsache der ge-
                                                 zu haben, sich regelmäßig mit anderen auszu-
            genüber ihren Artgenossen. Wie bei allen heu-                             meinsam verbrachten Zeit, selbst im Schlaf, an
                                                 tauschen. Es gibt auch allein lebende Wildtiere
            tigen Lebensbedingungen profitieren sie vor al-                           der Seite eines anderen Hundes oder in der
            lem von dem Ausdrucksverhalten, das der  wie den Fuchs, der nur für die Paarung mit  Nähe eines Menschen, ist für einen Hund wich-
                                                 Artgenossen zusammentrifft, um sich fortzu-
            bevorzugten Kooperation mit dem Menschen  pflanzen. Der Hund scheint in dieser Beziehung  tig und bedeutsam. Das ist eine Form des so-
            oder   ihren  Artgenossen  dient.  In                                     zialen Austauschs und der Vertrautheit und es ist
                                                 sehr viel mehr dem Wolf zu ähneln, einem an-
            Konfliktsituationen sind sie auch sehr gut in                             wahrscheinlich der, den wir am meisten an un-
                                                 deren wilden Verwandten, bei dem unbestreit-
            der Lage, ihre Dominanz zum Ausdruck zu brin-                             seren Tieren schätzen. Hunde verfügen wie wir
            gen oder ihre Unterwerfung, dabei kann es sich  bar Bedarf für Sozialverhalten besteht, auch  über eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit. Sie
                                                 wenn es sich anders ausdrückt. Der Kontakt
            in manchen Fällen um Angst handeln, aber dies  und der soziale Austausch bedeuten eine Art  tauschen sich genauso gut mit Artgenossen wie
            ist sehr selten bei Hunden, die ausreichend für                           mit vertrauten Menschen aus, auch mit völlig
                                                 „Lebenselixier“, ein Grundbedarf des Verhaltens.
            ihre Artgenossen und vertraute Menschen so-                               unbekannten. Ihre Sozialisierung und ihre
            zialisiert sind.                                                          Vertrautheit drücken sich auch, wie bei uns, au-
                                                                                      ßerhalb jeder besonderen Bekanntheit oder
                                                                                      Beziehung aus. Diese soziale und familiäre
                                                                                      Fähigkeit zur Zusammenarbeit ist ausgespro-
                                                                                      chen selten innerhalb der großen Gruppe der
                                                                                      Lebewesen, er wird von den Menschen mit do-
                                                                                      mestizierten Tieren geteilt und ist das Produkt
                                                                                      einer langen Evolution über die Zeit hinweg.













                                                                                    © Grossemy




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