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Die Chirurgie verstehen
Ein Hund wird operiert.Ganz gleich,ob der chirurgische Eingriff geplant ist oder aus einem Notfall heraus durchgeführt wird,derTierarzt
wird das Tier untersuchen und Risiken und Nutzen der Operation abwägen.
Risikoabschätzung der Narkose setzt. Der Bereich um die Eingriffsstelle wird ra- aufzuwachen. Die Überwachung der Herzfunktion
siert, gereinigt und desinfiziert. Über die ge- wird beibehalten, solange das Tier nicht voll-
Es gibt keine Narkose ohne Risiko. Aber es gibt
samte Operationsdauer erhält der Hund eine in- ständig erwacht ist (oder aufgrund der Schwere
verschiedene Anästhesieverfahren, die eine
travenöse Infusion mit physiologischer der Operation noch sehr müde ist). Die Infusion
Anpassung an den Gesundheitszustand des
Hundes erlauben und damit maximale Sicherheit Kochsalzlösung, zu der, falls nötig, Schmerzmittel bleibt oft noch nach dem Aufwachen bestehen.
oder Antibiotika hinzugegeben werden können. Der Hund wird warm gehalten und an einem ru-
bieten.
Die Beatmung des Hundes erfolgt über einen higen Platz abgelegt, die Überwachung wird auf-
Endotrachealtubus (d.h. der Hund wird intu- rechterhalten, bis er vollständig aufgewacht ist.
Hierfür wird der Tierarzt den Hund genau un-
biert). Elektroden dienen der Überwachung der Dann wird ihm Wasser angeboten , während mit
tersuchen und falls notwendig, ein Röntgenbild
anfertigen und eine Blutanalyse oder eine Herztätigkeit. Dann wird der Hund in den dem Futter noch zugewartet werden sollte. Die
Operationsraum gebracht und an verschiedene Antibiotika und die Schmerzmittel werden so
Ultraschalluntersuchung durchführen. In jedem Apparate „angeschlossen“ (EKG, Beatmungsge- lange wie nötig weitergegeben. Erst wenn die
Fall wird der Eingriff vom Tierarzt und seinem
rät, Perfusion). Ebenfalls während der ganzen Wirkung der Anästhesie vollständig abgeklungen
Team vorbereitet.
Operationsdauer werden zur Sicherheit des sind und der Hund bei vollem Bewusstsein ist,
Hundes die Atmung sowie Herzfrequenz und kann er seinem Besitzer wieder übergeben wer-
Die Operationsüberwachung Narkosetiefe überwacht. Der Einsatz des den.
Ein chirurgischer Eingriff beim Hund unterliegt Narkosegases wird in Abhängigkeit von der Art
des Eingriffs sehr fein dosiert, bis das Aufwachen
hinsichtlich der Keimfreiheit (Desinfektion, Die Überwachung der Rekonvaleszenz
behutsam eingeleitet wird.
Begrenzung der Kontamination) denselben
Regeln, wie sie beim Menschen gelten. Der Der Hund wird wieder an seinen Besitzer über-
geben, der nun die Genesung überwachen muss.
Tierarzt operiert in einem speziellen Überwachen desAufwachens Die Heilung der Hautwunde dauert etwa zehn
Operationsraum. Dieser ist kein Durchgangs-
Sobald der Chirurg die Operation beendet hat, Tage. Meist wird der Tierarzt um eine
raum und wird besonders rein gehalten. Es gibt
wird der Hund schrittweise wieder aus der Wiedervorstellung des Hundes vierTage nach der
verschiedene OP-Protokolle, von denen hier ein
Beispiel angeführt sei. Der Hund wird in einem Narkose zurückgeholt. Der Einsatz von Operation bitten, um die Heilung der
Schmerzmitteln während des Eingriffs sorgt für Operationswunde zu überprüfen. Ebenso wird er
an den OP angrenzenden Raum vorbereitet: Ein ein schmerzfreies Erwachen. Der Endotracheal- den Besitzer anhalten, ihm jede Auffälligkeit zu
Venenzugang wird gelegt und der Hund wird mit
tubus wird entfernt sobald der Hund beginnt melden: zum Beispiel, wenn der Hund sich nicht
einer intravenösen Injektion in den Schlaf ver-
bewegen will oder die Nahrungsaufnahme ver-
weigert. Die Dauer der Rekonvaleszenz hängt
von der Schwere des Eingriffs ab: Bei der
Magensonde
Sterilisation einer jungen, gesunden Hündin dau-
ert die Wiederherstellung nur 24 bis 48 Stunden.
Wichtig ist die Behandlung der Schmerzen, denn
niemand will seinTier leiden lassen. Andererseits
kann der Einsatz von Schmerzmitteln bei be-
stimmten operativen Eingriffen, besonders an
Knochen, dazu führen, dass die Tiere nach der
Operation zu früh wieder herumtollen, was ab-
solut nicht empfehlenswert ist. Dann muss der
Besitzer Vernunft walten lassen, auch wenn dies
manchmal schwer fällt. Auch das Anlegen eines
Halskragens, der verhindern soll, dass der Hund
an der Operationswunde leckt, wird von Besitzern
1. Nasenhöhle
2. Speiseröhre
3. Kehlkopf
4. Luftröhre
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