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Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse                    ENDBERICHT




              Die  Wärmeoptionen  weisen  zwar  relativ  niedrige  Mehrkosten  auf  (günstige
                Anlagentechnik), sie führen jedoch zu vergleichsweise geringen Emissionsminderungen,
                da  eine  Endenergieoption  mit  hohem  Wirkungsgrad  substituiert  wird  (Erdgas-
                Brennwerttherme).
              Der     Einsatz    von    Biogas     als   Kraftstoff    bietet   besonders     günstige
                Klimaschutzperspektiven.  Bezogen  auf  die  Endenergie  werden  durch  die  Verdrängung
                von  Benzin  und  Diesel  zwar  geringere  THG-Minderungspotenziale  als  bei  der
                Substitution   der   konventionellen   Stromerzeugung    erreicht,   die   durch   hohe
                Kohlestromanteile  gekennzeichnet  ist.  Bezogen  auf  die  Ausnutzung  der  Anbaufläche
                profitiert  der  Kraftstoffpfad  jedoch  von  den  geringen  Umwandlungsverlusten  in  der
                Prozesskette. Pro ha Anbaufläche kann  mit Biogas als Kraftstoff somit fast die gleiche
                THG-Minderung erreicht werden, wie bei der BHKW-Verstromung nach Einspeisung. Die
                Differenzkosten sind dabei deutlich niedriger als bei der Stromerzeugung. Innerhalb der
                Kraftstoffoptionen  ist  dazu  erkennbar,  dass  Nawaro-Biogas  als  Pfad  mit  Nutzung  der
                Ganzpflanze  signifikant  höhere  Flächenerträge  als  die  klassischen  Optionen  Biodiesel
                und  Ethanol  bietet.  Angesichts  der  aktuellen  Biokraftstoffdebatte  mit  starker  Betonung
                von Biodiesel und Ethanol ist daher eine  Neubewertung  der  Biogas-Kraftstoffoption
                angebracht. Der gegenwärtig laufende Ausbau einer flächendeckenden Versorgung mit
                Erdgastankstellen bietet dabei die Basis für eine Verbreitung von Biogas als Kraftstoff, so
                dass keine grundsätzlichen infrastrukturellen Hemmnisse vorliegen.

            Was  sind  die  Voraussetzungen  für  die  Einspeisung  von  Biogas  ins  Erdgasnetz,
            welche Restriktionen sind zu beachten und begrenzen die Einspeisemenge?
              Die  Neufassung  des  Energiewirtschaftsgesetzes  (EnWG)  enthält  eine  Vorrangregelung
                für  die  Biogaseinspeisung.  Die  konkrete  Realisierung  der  Einspeisung  ins  Erdgasnetz
                wird allerdings durch netztechnische und gaswirtschaftliche Restriktionen begrenzt -
                die  Machbarkeit  einer  Biogaseinspeisung  muss  damit  im  Rahmen  des  DVGW-
                Regelwerks  unter  Berücksichtigung  der  jeweiligen  spezifischen  Situation  der
                Gasversorgung vor Ort beurteilt werden.

              Bei  der  dichten  Erdgasnetzstruktur  in  Deutschland  und  bei  Transportentfernungen  von
                ca. 20 km bis zur Einspeisestelle ergeben sich selbst in dünn besiedelten Gebieten keine
                signifikanten  Zugangsrestriktionen  für  Biogasanlagen  auf  Basis  Nawaro  und
                industriellen sowie kommunalen Reststoffen.
              Die  Einspeisung  in  der  Erdgasnetz  ist  nur  möglich,  wenn  die  Anforderungen  des
                Regelwerks  hinsichtlich  der  Gasbeschaffenheit  erfüllt  sind.  Das  DVGW-Regelwerk
                stellt  den  störungsfreien  und  zuverlässigen  Betrieb  der  Gasanwendungen  beim
                Endkunden  sicher  und  garantiert  dadurch  die  Qualität  und  Versorgungssicherheit  der
                deutschen  Gasversorgung.  Es  stehen  technische  Lösungen  für  die  Qualitätsmessung
                und  –sicherung  der  Biogaseinspeisung  zur  Verfügung,  die  Anlagenbestandteile  des
                Einspeisepunktes und in den dort abgeschätzten Kosten enthalten sind.
              Mit  Blick  auf  die  Gasbeschaffenheit  liegen  keine  wesentlichen  Restriktionen  für  die
                Einspeisung von Biogas und Synthesegas vor, was allerdings Restriktionen aufgrund der
                individuellen Situation vor Ort nicht ausschließt:

                 •  In  Versorgungsgebieten  mit  Erdgas-L-Qualität  sowie  Erdgas-H-Qualität  aus
                     Russland ist eine völlig unbeschränkte Verwendung von  Biogas  und  Synthesegas
                     als Austauschgas bei weitgehender CO 2-Entfernung möglich.
                 •  In  Versorgungsgebieten  mit  Nordseequalität  (z.B.  Ekofisk,  hoher  Brennwert  nahe
                               3
                     12 kWh/m )  kann  dagegen  auch  bei  nahezu  vollständiger  CO 2-Entfernung  der
                     Brennwert des verteilten Gases nicht erreicht werden. Um Austauschgasqualität zu
                     erlangen  kann  eine  Zumischung  von  Flüssigas  (LPG)  erforderlich  sein,  um  die



                Wuppertal Institut  IE Leipzig  FHG-Umsicht  GWI                                  55
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