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ENDBERICHT                          Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse




                      der   Biogaserzeugung    einschließlich   der   Aufbereitung   und  Einspeisung  zur
                      Stromerzeugung hängt stark vom  politischen Förderahmen  und von  Wärmeerlösen  ab.
                      Ob  eine  Anlage  einzelwirtschaftlich  sinnvoll  betrieben  werden  kann,  ist  daher  für  die
                      Zukunft nicht abzusehen.
                    Die  Kosten  der  Wärmebereitstellung  durch  eingespeistes  Biogas  betragen  je  nach
                      Anlage 7–10 ct/kWh th. und liegen damit im Bereich der Holzeinzelheizungen. Im direkten
                      Vergleich  mit  der  Erdgastherme  (Kosten  von  knapp  über  6  ct/kWh th)  ist  damit  keine
                      Wirtschaftlichkeit gegeben. Die  Holznutzung ist mit der Erdgastherme nur im Falle des
                      großen    Heizkraftwerkes   konkurrenzfähig,    was    allerdings   voraussetzt,   dass
                      Nahwärmesysteme im Markt akzeptiert werden.
                    Bei  der  Kraftstoffbereitstellung  liegen  die  Gülle-Anlagen,  die  Biotonne-Anlage  sowie
                      der Holzvergaser in den reinen Gestehungskosten in der Nähe der Tankstellenpreise von
                      CNG  als  Kraftstoff  (gut  6  ct/kWh).  Die  Optionen  der  Nawaro-Nutzung  liegen  dagegen
                      derzeit   noch   über   den    heutigen   CNG-Preisen,     aber   knapp    unter   den
                      Endverbraucherpreisen  für  Diesel  (10  ct/kWh),  die  sämtliche  Kostenfaktoren  inkl.
                      Steuerbestandteile  enthalten.  Bei  steigenden  Öl-  und  Erdgaspreisen  bietet  sich  somit
                      auch  für  die  Nawaro-Anlagen  die  Perspektive,  im  Rahmen  der  derzeitigen
                      Förderungpolitik  (Steuerbefreiung  für  Biokraftstoffe)  zunehmend  wettbewerbsfähig
                      werden,  was  die  Attraktivität  der  Biogasoption  im  Kraftstoffmarkt  verdeutlicht.  Nur  eine
                      Kraftstoffbereitstellung  aus  den  kleinsten  Biogasanlagen  ist  aufgrund  ihrer  hohen
                      spezifischen Kosten auf absehbare Zeit nicht empfehlenswert.

                  Welche  Umweltwirkungen  sind  mit  der  Biomassenutzung  verbunden?  Welche
                  Nutzungsroute ist klimapolitisch empfehlenswert?
                    Bei den Umweltwirkungen zeigen sich zwei gegenläufige Tendenzen. Die energetische
                      Nutzung  von  Biomasse  wirkt  sich  einerseits  durchgängig  positiv  auf  die  Schonung
                      erschöpflicher  Energieträger  und  Senkung  der  Klimagasemissionen  aus.  Andererseits
                      werden  fast  immer  erhöhte  Emissionen  mit  versauernden  und  eutrophierenden
                      Wirkungen  freigesetzt,  was  insbesondere  für  die  Biogasoptionen  von  Relevanz  ist.  Es
                      gibt  keine  allgemein  akzeptierte  Methode,  unterschiedliche  Umweltkategorien  in  ihrer
                      Bedeutung gegeneinander aufzurechnen, sondern die Gewichtung wird immer von den
                      jeweiligen  politischen  Prioritäten  bestimmt.  Vor  dem  energie-  und  klimapolitischen
                      Hintergrund   dieser   Untersuchung    wird   der   Schwerpunkt     explizit   auf   die
                      Klimagasemissionen  gelegt  und  somit  in  Summe  eine  grundsätzlich  positive
                      Einschätzung der Biomassepfade getroffen.

                    Die  Verstromung  von  Biogas  aus  Gülle  ist  unter  den  getroffenen  Annahmen  in  allen
                      Anwendungsfällen  mit  und  ohne  Einspeisung  ökologisch  sinnvoll  und  durch  die
                      Anwendung des EEG auch ökonomisch vorteilhaft.
                    Die  Verstromung  von  Nawaro-Biogas  weist  dagegen  höhere  Kosten  und  deutlich
                      niedrigere  Klimagasminderungen  als  der  Güllepfad  auf.  Bei  Differenzkosten  von  13-
                      15 ct/kWh el hängt der wirtschaftliche Anlagenbetrieb stark vom politischen Förderrahmen
                      ab  und  ist  bei  den  angenommenen  Substratkosten  (30Euro/t)  nur  unter  voller
                      Ausschöpfung  aller  Förderelemente  durch  Aufbereitung  und  Einspeisung  darstellbar
                      (EEG-Vergütung, Nawaro-, KWK- und Innovations-Boni).
                    Die  höchste  Klimaschutzeffizienz  der  Holznutzung  bietet  die  zentrale  Verstromung  im
                      Heizkraftwerk  (Holz-HKW  20MW el)  mit  Wärmenutzung.  Aufgrund  struktureller
                      Hemmnisse (begrenzte Fernwärmepotenziale etc.) ist diese Option jedoch im Potenzial
                      begrenzt.  Angesicht  dieser  strukturellen  Hemmnisse  eröffnet  die  Holzvergasung  neue
                      Optionen,  das  signifikante  Holzpotenzial  neuen  Verwendungsrouten  wie  einer  Erdgas-
                      KWK mit breitem Leistungsspektrum oder dem Kraftstoffmarkt zur Verfügung zu stellen.




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