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Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse                    ENDBERICHT




              Die  Wahl  der  optimalen  Anlagengröße  hängt  von  teilweise  gegenläufigen
                Einflussfaktoren ab. Zum einen sinken die spezifischen Anlagenkosten deutlich zwischen
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                kleinen (50 Nm /h) und mittleren Anlagen (250 Nm /h). Weitere Größenschritte bringen
                hingegen  nur  unwesentliche  Reduktionen,  auch  treten  keine  relevanten  ökologischen
                Vorteile durch den Einsatz großer Anlagen auf. Andererseits steigt mit der Anlagengröße
                der  Rohstoffbedarf,  wodurch  Restriktionen  bei  der  Biomasselogistik  entstehen.  Unter
                heutigen  Bedingungen  liegt  die  ökonomisch  und  ökologisch  sinnvolle  Anlagengröße
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                damit  im Kapazitätsbereich um 250 Nm /h.
              Die  Nutzungsmöglichkeiten  des  Biogases  können  erweitert  werden,  wenn  das
                produzierte  Rohgas  zu  Erdgasqualität  aufbereitet  und  in  das  Erdgasnetz  eingespeist
                wird.  Für  die Qualität  dieses Produktgases  nach  Aufbereitung sind zwei Standards
                definiert:  Austauschgas  entspricht  dem  verteilten  Erdgas  und  erlaubt  damit  eine
                vollständige  Substitution.  Zusatzgas  hingegen  wird  nur  teilweise  aufbereitet  und  kann
                deshalb dem Gasnetz nur in engen Grenzen beigemischt werden.

              Aufbereitungsverfahren für Biogas sind für den Markt verfügbar und erprobt. Es treten
                auch  bei  der  Aufbreitungstechnik  nur  noch  geringe  Kostendegressionen  bei  großen
                Anlagen  (>250  Nm³/h)  auf  Dagegen  entstehen  bei  kleinen  Biogasanlagen  (50  Nm³/h)
                exorbitant  hohe  Kosten,  so  dass  in  dieser  Leistungsklasse  eine  Aufbereitung  nicht
                sinnvoll  ist. In Summe ergeben sich Gestehungskosten für aufbereitetes Produktgas für
                die Modellanlage (250 Nm³/h) im Bereich von 6-8 ct/kWh (je nach Substrat).

            Welche Chancen bietet die Holzvergasung als eine Quelle von Bio-Methan?
              Die  Vergasung  von  holzartiger  Biomasse  mit  angeschlossener  Methanisierung,
                Aufbereitung und Einspeisung des Produktgases bietet eine neue Option zur Gewinnung
                von  biogenem  Erdgas.  Die  Technik  befindet  sich  noch  in  der  Entwicklung,  aber  es
                zeichnen  sich  wirtschaftlich  und  ökologisch  interessante  Perspektiven  ab,  die  teilweise
                mit  alternativen  Holznutzungen  inkl.  der  Produktion  von  synthetischem  Diesel  (BTL)
                konkurrieren können. Analog zur BTL-Route ist dabei mit einem großtechnischen Einsatz
                nicht vor 2020 zu rechnen. Die bisherigen Ergebnisse rechtfertigen jedoch eine weitere
                intensive  Beschäftigung  mit  der  Technik.  Während  im  Ausland  (Holland,  Österreich,
                Schweiz)  die  Vergasung/Methanisierungs-Option  intensiver  untersucht  wird,  liegt  der
                industrielle  und  politische  Schwerpunkt  in  Deutschland  z.Zt.  einseitig  auf  BTL.  Hier
                besteht Handlungsbedarf.

            Welche  Kosten  entstehen  bei  der  Nutzung  von  Biogas  für  die  Bereitstellung  von
            Strom, Wärme und Kraftstoff im Vergleich zu anderen Biomassepfaden?
              Aus  Sicht  der  reinen  Stromgestehungskosten  ist  im  Fall  der  Biogas-Stromerzeugung
                die  dezentrale  Verstromung  immer  günstiger  als  die  Verstromung  nach  Aufbereitung,
                weil  die  Investition  in  Aufbereitungstechnik  vermieden  wird.  Bei  Einspeisung  können
                jedoch  zusätzliche  Erlöse  durch  Wärmegutschriften  der  KWK-Nutzung  sowie  EEG-
                Förderungen  in  Anspruch  genommen  werden.  Unter  heutigen  Förderbedingungen
                können  bei  Einspeisung,  einem  hohen  Wärmenutzungsanteil  von  80 %  der  BHKW-
                Abwärme und einer an Privatkunden orientierten Wärmegutschrift sowohl bei Gülle- wie
                bei  Nawaro-Anlagen  mit  mittleren  und  großen  Leistungsgrößen  Gewinne  erwirtschaftet
                werden. Die Biogasproduktion in der kleinen Anlage von 50 m³/h ist dagegen aufgrund
                sehr hoher spezifischer Kosten in jedem Fall unwirtschaftlich.
              Die  Biomassekosten sind der  Haupteinflussfaktor für  die  Strombereitstellung, so dass
                die Stromgestehungskosten aus Nawaro-Anlagen höher als die der Gülle-Anlagen sind.
                Da die verwendeten  Verfahren  bereits  heute  auf dem Stand der  Technik sind,  werden
                nur geringe Optimierungspotenziale erwartet. Die künftige wirtschaftliche Perspektive



                Wuppertal Institut  IE Leipzig  FHG-Umsicht  GWI                                  53
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