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ENDBERICHT                          Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse




                          brenntechnischen  Eigenschaften  des  einzuspeisenden  Gases  auf  die  örtlich
                          verteilte  Brenngasqualität  einzustellen.  Es  entstehen  Mehrkosten  (ca.  0,8  ct/kWh
                          Rohbiogas) und ggf. rechtliche Probleme (Förderfähigkeit nach EEG).
                    Zusatzgas  unterscheidet  sich  in  der  Zusammensetzung  und  den  brenntechnischen
                      Grunddaten  wesentlich  vom  örtlichen  verteilten  Grundgas.  Es  kann  deshalb  in
                      Abhängigkeit  vom  gesamten  Gasdurchsatz  im  Netz  nur  begrenzt  zugemischt  werden,
                      damit  sich  das  festgelegte  Brennverhalten  des  Grundgases  nicht  über  die  erlaubten
                      Schwankungsbreiten  hinaus  verändert.  Hierdurch  sind  nur  geringe  Einspeisemengen
                      zulässig,  die  angesichts  des  Investitionsaufwands  oft  keine  wirtschaftliche  Perspektive
                      bieten und ohnehin in jedem Einzelfall auf Realisierbarkeit zu prüfen sind.
                    Die Aufnahmekapazität des Gasnetzes wird durch die minimale Grundlast im Sommer
                      (saisonale   Schwankung)     sowie    die   OVU-spezifische      Absatzcharakteristik
                      (Tagesganglinien)  bestimmt.  Im  Mittel  über  alle  OVU  in  Deutschland  ergibt  sich  eine
                      absatzbezogene  Aufnahmekapazität  für  Austauschgas  von  ca.  212 Mrd. kWh/a,
                      (deutlich größer als das technische Biogaspotenzial)
                    Aus regionaler Perspektive können sich in Flächenländern mit hohem Biogaspotenzial
                      und schwachem Gasabsatz in Verteilnetzen mit großen Tageslastschwankungen (Faktor
                      0,4) lokale Einspeiserestriktionen ergeben. Im Einzelfall können derartige Engpässe z.B.
                      durch Zwischenspeicher temporär überbrückt werden.

                    Aufgrund der Struktur des bundesdeutschen Gasnetzes bestehen Restriktionen beim
                      Austausch von Gasmengen zwischen Regionen. bzw. Verbrauchsschwerpunkten. Hierin
                      besteht z.B. ein fundamentaler Unterschied zur Elektrizitätsversorgung, der vor allem in
                      den  Agrarländern  mit  einer  hohen  Diskrepanz  zwischen  Biogasaufkommen  und
                      Gasabsatz zu Einspeiserestriktionen führen kann.
                    Die  langfristige  Struktur  der  Gaslieferverträge  sieht  als  sogenannte  "Take-or-pay"-
                      Verträge  eine  kontinuierliche  Abnahme  der  Lieferungen  der  Gasproduzenten  über  das
                      Jahr  vor  und  lassen  nur  einen  begrenzten  zeitlichen  Ausgleich  zu.  Bei  hohen
                      Deckungsanteilen  durch Biogas  muss  auf Grund der  bestehenden Lieferverträge diese
                      Menge  entsprechend  saisonal  zwischengespeichert  werden.  Dieses  Speichervolumen
                      steht  jedoch  erstens  derzeit  nicht  zur  Verfügung,  und  zweitens  existieren  bei  den
                      Netzleitungen  zu  den  Speichern  Engpässe,  was  die  Nutzung  selbst  von  bestehenden
                      saisonalen Zwischenspeichern einschränkt. Gleichermaßen ist der Austausch zwischen
                      den ländlichen Regionen mit hohem Biogaspotenzial und schwachem Gasabsatz sowie
                      den  Verbrauchsschwerpunkten  in  den  Ballungsräumen  betroffen.  Um  das  regionale
                      Biogaspotenzial nutzen zu können, müssen dementsprechend die Voraussetzungen für
                      den  (über-)regionalen  Transport  der  Einspeiseüberschüsse  bzw.  verdrängten
                      Erdgasmengen geschaffen werden und langfristig die zunehmenden Biogasmengen bei
                      der Gestaltung der Lieferverträge berücksichtigt werden.
























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