Page 16 - Bildungswerkstatt 01 2020
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DIGITALISIERUNG
wie vor ist das Lernen vielerorts bei uns geprägt nig strukturierten Anforderungen und Erfahrun-
von der Lehr-Lernauffassung, dass wirkungsvol- gen in Alltagssituationen meist nur wenig zu tun
les Lernen nur durch Anleitung und Kontrolle von haben. So produziert Unterricht oft nur „träges“
aussen sichergestellt werden kann. Wissen, das zwar erworben, aber in realen Situa-
Auch heute noch ist die Erfahrung vieler Lernen- tionen nicht angewendet wird bzw. werden kann.
der davon geprägt, dass der Lehrende den ak-
tiven und der Lernende den passiven Part über- Mit den Ansätzen von Hybrid Lernen arbeiten
nimmt: Frontalunterricht, einseitige Belehrung Die Lernenden und die Lernprozesse in den
und Lernerfolgskontrollen prägen das Bild vieler Mittelpunkt stellen heisst: Das Lehren tritt zu
Lehr-Lernsituationen. Gunsten des Lernens in den Hintergrund. Es in-
Diese Art des Unterrichts bringt gravierende Pro- teressiert hier weniger das Problem, wie Wissen
bleme für die Praxis mit sich: Da ist zunächst die vermittelt wird, als vielmehr die Frage, wie Wissen
weitgehend „konsumierende“ Haltung der Ler- aufgebaut wird und in welcher Verbindung Wis-
nenden. Der daraus folgende Mangel an Aktivität sen zum Handeln, zur Anwendung steht.
und Eigenverantwortung (Null Bock Haltung) für In einer entsprechend eigenaktiven Position be-
den Prozess und Erfolg des Lernens gleichermas- findet sich der Lernende, während dem Lehren-
sen, macht es sehr wahrscheinlich, dass Lernen- den die Aufgabe zukommt, Problemsituationen
de insgesamt passiv werden und bleiben, sich und Werkzeuge zur Problembearbeitung zur Ver-
demotiviert oder allenfalls nur durch Druck oder fügung zu stellen, bei Bedarf auf Bedürfnisse der
starke Belohnung motiviert fühlen. Dazu kommt, Lernenden zu reagieren und die Rolle des Coach
dass systematisierte und logisch aufbereitete und Beraters zu übernehmen.
Wissensfragmente mit den komplexen und we-
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