Page 166 - Was will Gott_Neat
P. 166
wie einen großen Schatz, der mit allen Ehren und mit
Dank anzunehmen ist.
Wenn man das ausführlich erklären und dazu die Not
anzeigen würde, die uns dazu bewegen und reizen soll-
te, bräuchte man nicht viel zu nötigen oder zu zwingen
– das eigene Gewissen würde jeden wohl treiben und so
ängstigen, dass er mit einem frohen Gewissen es wie ein
armer, elender Bettler machen würde, der gehört hat,
dass man an einem Ort Spenden, Geld oder Kleidung
austeilt: Da bräuchte man keinen Knüppel, der ihn an-
treiben und schlagen müsste, er würde wohl selbst laufen
aus Leibeskräften, damit er nichts versäumt. Wenn man
nun ein Gebot daraus machen würde, dass alle Bettler
dahin laufen sollten, ohne Angabe von Gründen, und
außerdem verschweigen würde, was man da suchen und
holen sollte, was würde dabei herauskommen, als dass
man lustlos hingehen würde und nicht daran denken
würde, etwas zu holen, sondern nur, sich sehen zu lassen
als armer und elender Bettler? Daraus würde man nicht
viel Freude oder Trost schöpfen, sondern nur dem Ge-
bot umso feindlicher begegnen.
So haben bisher die Prediger des Papstes diesen
unaussprechlichen Schatz verschwiegen und sie hau-
fenweise hingetrieben zu nichts anderem, als dass man
sehen konnte, was für unreine und schlechte Menschen
wir sind.
Wer konnte da gerne zur Beichte gehen?
Wir aber sagen nicht, dass man sehen soll, wie voll
Dreck du bist und sich darin spiegeln, sondern raten
und sagen: Bist du arm und elend, so gehe hin und ge-
brauche die heilsame Arznei. Wer nun sein Elend und
seine Not fühlt, wird wohl ein solches Verlangen da-
nach bekommen, dass er mit Freuden hinläuft. Die es
166