Page 162 - Was will Gott_Neat
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wir noch den Vorteil, dass wir wissen, wie man sie zur
           Seligkeit und zur Tröstung und Stärkung unseres Ge-
           wissens gebrauchen kann.
               Aber das weiß nun jeder; und sie haben es leider
           nur zu gut gelernt; denn jetzt tun sie, was sie wollen und
           gebrauchen die Freiheit, als sollten oder müssten sie gar
           nicht mehr beichten. Denn das hat man schnell begrif-
           fen, was einem angenehm und überaus bequem ist, wo
           das Evangelium besonders sanft und weich ist. Solche
           Säue aber, so habe ich gesagt, sollten besser nichts vom
           Evangelium hören und haben, sondern sie sollten unter
           dem Papst bleiben und sich treiben und damit plagen
           lassen, dass sie beichten, fasten usw. müssten, mehr als
           je zuvor. Denn wer dem Evangelium nicht glauben und
           nach ihm leben will, auch nicht tun will, was ein Christ
           tun soll, der soll das Evangelium auch nicht genießen.
           Was wäre das, wenn du nur den Nutzen haben willst,
           aber nichts dafür tun und keine Mühe darauf verwen-
           den möchtest? Darum wollen wir jenen nichts gepre-
           digt haben, wollen ihnen auch mit unserer Einwilligung
           nichts von unserer Freiheit einräumen und zugestehen,
           sondern wollen weiter den Papst oder seinesgleichen
           über sie herrschen lassen, der sie wie ein rechter Tyrann
           unterdrücken möge. Denn unter ein solches Volk, das
           dem Evangelium nicht gehorchen will, gehört ein sol-
           cher Herrscher, der Gottes Teufel und Henker ist.
               Den anderen aber, die sich gerne etwas sagen las-
           sen, müssen wir immer predigen, sie anhalten, reizen
           und locken, dass sie sich solchen teuren und tröstlichen
           Schatz, durch das Evangelium vorgetragen, nicht um-
           sonst entgehen lassen. Darum wollen wir auch von der
           Beichte etwas reden, um die Einfältigen zu unterrich-
           ten und zu ermahnen.
               Zum Ersten habe ich gesagt, dass es außer dieser


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