Page 158 - Was will Gott_Neat
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anders ansehen und brauchen als eine köstliche Arznei
gegen das Gift, die sie bei sich haben. Denn hier sollst
du aus dem Mund Christi im Sakrament Vergebung der
Sünden empfangen, welche Gottes Gnade und Geist
mit sich bringt mit allen seinen Gaben, seinem Schutz,
Schirm und seiner Gewalt gegen Tod und Teufel und
alles Unglück.
Also hast du von Gott beides, Gebot und Verhei-
ßung des Herrn Christus; dazu soll dich deine eigene
Not treiben, die dich bedrückt und um deren willen sol-
ches Gebieten, Locken und Verheißen geschieht. Denn
er sagt selbst: Die Starken bedürfen des Arztes nicht,
sondern die Kranken, das meint: Die mühselig und be-
schwert sind mit Sünde, Todesangst, Anfechtung des
Fleisches und des Teufels. Bist du nun bedrückt und
fühlst deine Schwachheit, so gehe fröhlich hin und
lasse dich erquicken, trösten und stärken. Denn willst
du warten, bis du es loswirst, dass du rein und würdig
zum Sakrament kommst, so musst du ewig wegbleiben;
denn da fällt er das Urteil und sagt: Bist du rein und
fromm, so brauchst du mich nicht und ich brauche dich
nicht. Darum sind die alle unwürdig, die ihre Gebre-
chen nicht fühlen und keine Sünder sein wollen.
Sagst du aber: Wie soll ich denn, wenn ich solche
Not nicht fühlen kann, auch Hunger und Durst zum
Sakrament empfinden? Antwort: Denen, die so be-
schaffen sind, dass sie sich nicht fühlen, weiß ich keinen
besseren Rat als den, dass sie sich an ihre Brust fassen,
ob sie auch Fleisch und Blut haben. Wo du solches fin-
dest, so nimm dir die Bibel vor, lies im Brief an die Ga-
later und höre, was dein Fleisch für ein Früchtchen ist:
Offenbar sind aber (spricht er) die Werke des Fleisches,
als da sind: Ehebruch, Hurerei, Unreinheit, Geilheit,
Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifer, Zorn,
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