Page 154 - Was will Gott_Neat
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hier, der soll daran denken und sich daran halten, nicht
           aus Zwang, nicht als etwas von Menschen Erdachtes,
           sondern dem Herrn Christus zu Gehorsam und Gefal-
           len. Wenn man aber sagt: „so oft ihr es tut“ und, so steht
           es ja dabei, wird niemand gezwungen, sondern jeder hat
           die freie Entscheidung. Antwort: Es ist wahr; es steht
           aber nicht dort, dass man es nie tun soll. Ja, weil er eben
           die Worte sagt: „so oft ihr es tut“, ist dennoch mit ein-
           gebunden, dass man es oft tun soll. Das ist deshalb so
           hinzugefügt, weil er das Sakrament frei und nicht an
           bestimmte Zeiten gebunden haben will, wie beispiels-
           weise das Osterfest der Juden, das sie jedes Jahr nur ein-
           mal an einem bestimmten Tag begingen und sie keinen
           Tag überschreiten durften. Als ob er damit sagen woll-
           te: Ich setze euch ein Osterfest oder Abendmahl, das
           ihr nicht nur an einem Abend des Jahres, sondern oft
           genießen sollt, wann und wo ihr wollt, an keinen Ort
           und an keine Zeit gebunden: obwohl es der Papst spä-
           ter wieder umgedreht und wieder ein Judenfest draus
           gemacht hat.
               Du siehst also, dass es nicht nach der freien Mei-
           nung eines jeden ist, es zu verachten. Denn das nenne
           ich verachten, wenn man so lange nicht hingeht und
           man es nicht begehrt, obwohl kein Hinderungsgrund
           besteht. Wenn du diese Freiheit haben willst, so sollst
           du auch die Freiheit haben, dass du kein Christ bist
           und weder glauben noch beten darfst; denn auch das
           ist Christi Gebot wie die anderen. Willst du aber ein
           Christ sein, so musst du auch dieses Gebot halten;
           denn dieses Gebot sollte dich bewegen, in dich selbst
           zu schlagen und zu denken: Siehe, was bin ich für ein
           Christ? Wäre ich es, so würde ich mich ja danach seh-
           nen, was mein Herr mir befohlen hat zu tun.
               Und zwar, weil  wir uns so fremd dazu stellen,


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