Page 163 - Was will Gott_Neat
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Beichte, von der wir hier reden, noch zweierlei Beich-
ten gibt, die eher allgemeines Bekenntnis aller Christen
heißen könnten, nämlich wenn man Gott allein oder
dem Nächsten allein beichtet und um Vergebung bittet,
wie es auch im Vater Unser formuliert ist, wenn wir sa-
gen: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben
unseren Schuldigern” etc.
Ja, das ganze Vater Unser ist nichts anderes als eine
solche Beichte. Denn was ist unser Gebet anderes, als
dass wir bekennen, dass wir weder haben noch tun,
wozu wir verpflichtet sind und Gnade und ein reines
Gewissen verlangen? Eine derartige Beichte soll und
muss ständig geschehen, solange wir leben. Denn darin
besteht eigentlich ein christliches Wesen, dass wir uns
als Sünder erkennen und um Gnade bitten.
Ebenso verhält es sich mit der Beichte, die man vor
seinem Nächsten ablegt – die ist auch ins Vater Unser
eingebunden, dass wir untereinander unsere Schuld
beichten und vergeben, ehe wir vor Gott kommen und
um Vergebung bitten. Nun sind wir alle untereinander
schuldig, darum sollen und müssen wir wohl öffentlich
vor jedermann beichten und keiner darf vor dem ande-
ren Angst haben. Denn es ist wie im Sprichwort: „Ist
einer fromm, so sind sie es alle”, und es tut keiner, Gott
und dem Nächsten, was er soll. Doch gibt es neben der
allgemeinen Schuld auch eine besondere, wenn einer ei-
nen andern erzürnt hat, dass er es diesem verzeiht. Also
haben wir im Vater Unser zwei Absolutionen: uns ver-
geben ist, was wir verschuldet haben gegen beide, gegen
Gott und gegen den Nächsten, wenn wir dem Nächsten
vergeben und uns mit ihm versöhnen.
Neben solcher öffentlichen, täglichen und nöti-
gen Beichte gibt es nun diese vertrauliche (persönliche)
Beichte, welche zwischen Bruder und Bruder allein ge-
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