Page 164 - Was will Gott_Neat
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schieht und dazu dienen soll, wenn uns etwas besonders
           beschäftigt oder anficht, womit wir uns herumschlagen
           und nicht zufrieden sein können, uns auch im Glauben
           nicht stark genug finden, dass wir das einem Bruder kla-
           gen, um uns Rat, Trost und Stärke zu holen, wann und
           sooft wir wollen.
               Denn das ist nicht in einem Gebot festgelegt wie
           die zwei anderen, sondern es ist jedem freigestellt, dass
           er es benutzen kann, wenn er es braucht.
               Das kommt daher und ist so festgelegt, weil Chris-
           tus selbst seiner Christenheit die Absolution in den
           Mund gelegt und befohlen hat, uns von den Sünden zu
           befreien. Ein Herz, das seine Sünde fühlt und Trost be-
           gehrt, hat hier eine sichere Zuflucht, in der es Gottes
           Wort findet und hört, dass ihn Gott durch einen Men-
           schen von Sünden befreit und losspricht.
               Beachte, wie ich oft gesagt habe, dass die Beichte
           aus zwei Stücken besteht.
               Das Erste ist unser Werk und Tun, dass ich meine
           Sünde klage und Trost und Erquickung meiner Seele
           begehre.
               Das andere ist ein Werk, das Gott tut, der mich
           durch das Wort, dem Menschen in den Mund gelegt,
           freispricht von meinen Sünden; das ist auch das Vor-
           nehmste und Edelste, da es lieblich ist und tröstet.
           Nun hat man bisher allein unser Werk hervorgehoben
           und nicht weiter gedacht, als dass wir nur ordentlich
           gebeichtet hätten, und hat das nötigste andere Stück
           nicht beachtet und gepredigt, geradeso, als sei es für
           sich allein ein gutes Werk, mit dem man Gott bezah-
           len kann, und wo die Beichte nicht vollkommen und
           auf das Allergenaueste getan würde, da sollte die Abso-
           lution nicht gelten und die Sünde nicht vergeben wer-
           den. Damit hat man die Leute so weit getrieben, dass


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