Page 87 - Was will Gott_Neat
P. 87

lässt, hast du einen zornigen Richter oder auf der ande-
            ren Seite einen gnädigen Vater. Auch, dass du deinem
            Nächsten keinen Schaden und kein Leid zufügst, noch
            ihm Gewalt antust oder in irgendeiner Weise zu nahe
            trittst, es betreffe seinen Leib, seinen Ehepartner, seinen
            Besitz, seine Ehre oder sein Recht, so wie es nachein-
            ander geboten ist, auch wenn du die Möglichkeit oder
            eine Ursache dafür hättest und dich kein Mensch des-
            wegen strafen würde, sondern dass du einem jeden Gu-
            tes tust, ihm hilfst und beistehst, wie und wo du kannst,
            und dies allein Gott zuliebe und zum Gefallen und im
            Vertrauen, dass er dir alles reichlich vergelten wird. So
            kannst du sehen, wie das erste Gebot die Hauptsache
            und die Quelle ist; es geht durch alle andern Gebote
            hindurch und es beziehen sich alle andern auf das erste
            Gebot und hängen mit ihm zusammen, sodass Anfang
            und Ende ganz und gar miteinander verbunden sind.
                Es ist nützlich und notwendig (sage ich nun), dass
            den jungen Menschen immer vorzuhalten, sie zu er-
            mahnen und zu erinnern, auf dass sie nicht, genau wie
            das Vieh, mit Schlägen und Zwang, sondern in Gottes
            Furcht und Ehre aufgezogen werden. Denn wo man sol-
            ches bedenkt und sich zu Herzen nimmt, dass es nicht
            Menschenlehre, sondern die Gebote der hohen Majes-
            tät Gottes sind, der mit solchem Ernst darüber wacht
            und zürnt, aber diejenigen, die sie verachten, straft, und
            wiederum soviel Gutes denen tut, die sie halten, denen
            es selbst Anreiz und Bestreben ist, gerne Gottes Willen
            zu tun.
                Es ist ja im Alten Testament nicht umsonst gebo-
            ten, dass man die Zehn Gebote an allen Ecken und alle
            Wände, ja sogar auf die Kleider schreiben soll, nicht,
            um sie zur Schau zu stellen, wie die Juden das taten, son-
            dern damit man es ohne Unterlass vor den Augen und


                                                           87
   82   83   84   85   86   87   88   89   90   91   92