Page 86 - Was will Gott_Neat
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etwas anderes im Himmel und auf Erden fürchtet und
liebt, der wird weder dieses noch ein anderes Gebot
halten. So hat die ganze Schrift überall dieses Gebot
gepredigt und vorangetrieben und das Augenmerk ins-
besondere auf die zwei Sachen Gottesfurcht und Gott-
vertrauen gerichtet; insbesondere tut dies auch der
Prophet David im Psalm, wenn er sagt: „Der Herr hat
Gefallen an denen, die ihn fürchten und auf seine Güte
vertrauen.“ Es ist, als sei das ganze Gebot mit einen Vers
ausgelegt, der bedeutet: „Der Herr hat Gefallen an de-
nen, die keine andern Götter haben.“
So soll das erste Gebot leuchten und seinen Glanz
verbreiten in allen anderen. Darum musst du auch die-
ses Stück durch alle Gebote gehen lassen wie ein Bügel
um einen Kranz, der alles zusammenhält. Man muss es
immer wiederholen und darf es nicht vergessen, dass es
im zweiten Gebot heißt, man muss Gott fürchten und
darf seinen Namen nicht missbrauchen zum Fluchen,
Lügen, Betrügen und andere Laster und Gaunereien,
sondern ihn richtig verwenden zum Anrufen, Beten,
Loben und Danken aus Liebe und Vertrauen, aus dem
ersten Gebot geschöpft; desgleichen soll solche Furcht
Liebe und Vertrauen treiben und zwingen, dass man
sein Wort nicht verachte, sondern lerne, gern höre, hei-
lighalte und ehre.
Aus der Kraft des ersten Gebots folgern auch die
anderen Gebote, die sich auf den Nächsten beziehen:
Man soll Vater und Mutter, Vorgesetzte und Regieren-
de ehren, sich ihnen unterordnen und ihnen gehorchen,
nicht um ihretwillen, sondern um Gottes willen. Denn
du darfst weder auf Vater und Mutter schauen, noch sie
fürchten und ihnen zuliebe etwas tun oder unterlassen;
achte aber darauf, was Gott von dir haben will und ganz
sicher auch von dir fordern wird; wenn du das unter-
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