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Grauer Wasserstoff
Dieser Wasserstoff wird aus fossilen Energien hergestellt. Ein Verfahren ist das derzeit in der Industrie
eingesetzte „Reforming“ (Dampfreformierung). Dabei werden fossile Kohlenwasserstoffe, in der Regel Erdgas,
in Wasserstoff umgewandelt. Näherungsweise gehen 20 % der eingesetzten Energie verloren. Als
Nebenprodukte fallen Wasserdampf, Kohlenmonoxid (CO) und Kohlendioxid (CO₂) an, welche in die
Atmosphäre ausgestoßen werden.
Wasserstoff, der in Elektrolyseuren mit Strom aus dem allgemeinen Stromnetz hergestellt wird, bezeichnet man
teils auch als grauen Wasserstoff. Denn auch hier werden noch fossile Energieträger für die Stromerzeugung
genutzt. Das dabei entstehende CO₂ der Erdgas- und Kohlekraftwerke wird in die Atmosphäre ausgestoßen.
Wegen dieser Emissionen ergeben sich in einem treibhausgasneutralen Energiesystem und auf dem Weg dorthin
keine Perspektiven für den grauen Wasserstoff.
Pinker Wasserstoff
Wie der grüne Wasserstoff wird der pinke Wasserstoff elektrolytisch hergestellt. Der dafür notwendige Strom
stammt aus Kernenergie. Vor dem Hintergrund der damit verbundenen hohen Umweltrisiken, den möglichen
hohen Schäden bei einem Unfall und der Endlagerproblematik ist aus Sicht des Umweltbundesamtes dieser
Wasserstoff kein Bestandteil einer nachhaltigen Entwicklung.
Blauer Wasserstoff
Blauer Wasserstoff wird wie der graue Wasserstoff in der Regel mit fossilen Energieträgern hergestellt. Hier
wird allerdings das anfallende Kohlendioxid (CO₂) aufgefangen und unterirdisch gespeichert (Carbon Capture
and Storage - CCS ). Sofern für blauen Wasserstoff Erdgas verwendet wird, werden die mit der Förderung und
dem Transport von Erdgas immanent verbundenen Treibhausgasemissionen (CH₄ und CO₂) weiter in die
Atmosphäre ausgestoßen. Diese Emissionen können nur vermieden werden, wenn auf Erdgas an sich verzichtet
wird. Für einen vollständigen CO₂ -neutralen Wasserstoff wäre außerdem eine vollständige Abscheidung des
CO₂ aus dem Abgas nach dem Erdgas-Reforming erforderlich. Dies ist technisch jedoch nicht zu 100 %
möglich. Blauer Wasserstoff setzt weiter voraus, dass Speicherkapazitäten für CO₂ im erforderlichen Umfang
erschließbar sind und das CO₂ dauerhaft speichern können. Letzteres ist nach derzeitigem Stand nicht möglich.
In einzelnen Fällen wird auch von blauem Wasserstoff gesprochen, wenn statt Erdgas Biogas eingesetzt wird.
Das Verfahren ist bis hin zur Einspeicherung des Kohlendioxids (CO₂) identisch. Diese BECCS-Technik
(Bioenergy with carbon capture and storage) wird im Kontext der Treibhausgasneutralität zunehmend in die
Debatten eingebracht. Dabei werden die Treibhausgasemissionen durch Landnutzungsänderungen, also durch
Flächenneu- und Flächenumnutzung für energetische genutzte Biomasse , u.ä. sowie die damit verbundenen
Umweltherausforderungen, beispielsweise in Bezug auf Biodiversität vernachlässigt. Die obenstehenden
umweltpolitischen Herausforderungen und Risiken von CCS (vgl. oben im Text) bestehen hier zusätzlich.
Zusammengefasst: (BE)CCS ist mit Umweltrisiken verbunden, kann nach derzeitigem Kenntnisstand keine
sichere und vollständige CO₂ -Einlagerung gewährleisten und hat eine geringe Akzeptanz in der deutschen
Bevölkerung. Aus Sicht des Umweltbundesamtes ist der blaue Wasserstoff, auch als Import, kein tragfähiger
und nachhaltiger Energieträger für den Weg in eine treibhausgasneutrale Energieversorgung.