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Einer der Studienautoren, Oliver Thees von der WSL, weist darauf hin, dass vor
allem ökonomische Bedingungen der Ausschöpfung des Potenzials im Wege
stehen. Das verdeutlicht er am Beispiel vom Waldholz, das gemäss der Studie ein
grosses theoretisches Potenzial von 108 Petajoule aufweist, von denen
26 Petajoule als nachhaltig nutzbar erachtet werden. Holz zur energetischen
Nutzung ist laut Thees vor allem noch aus den Voralpen und dem Jura zu holen.
Die Schwierigkeiten des Geländes machen eine rentable Nutzung fast unmöglich,
weil der Erlös die Erntekosten nicht decken würde. Im Mittelland seien die
Ressourcen bereits heute praktisch am Limit ihrer Nutzbarkeit.
Im Falle von Altholz sei hingegen das offenbar lukrative Exportgeschäft die grösste
Barriere. Thees berichtet, dass im Rahmen der WSLStudie festgestellt wurde,
dass 2014 ein Drittel des Altholzes ins Ausland verkauft wurde, welches dort zu
gleichen Teilen stofflich und energetisch genutzt wird. In der Schweiz fehle es
dafür an Abnehmern und auch an der geeigneten Anlagentechnik.
Viel Energie aus Hofdünger zu holen
Das grösste nachhaltige Potenzial aller Biomassen weist in der Schweiz Hofdünger
aus der landwirtschaftlichen Tiernutzung auf. Doch für diese Form von Biomasse
Gülle und Mist) seien noch geeignete, in der Anschaffung günstige Anlagen zu
entwickeln. Urs Baier und sein Team an der Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften (ZHAW wollen mit ihrer Forschung Abhilfe schaffen. Die
Wissenschaftler haben sich vorgenommen, den festen, faserigen Anteil der
Rindergülle zu verwerten. Den darin enthaltenen Zellstoff (Zellulose) könnte man
effizienter als bisher zu Biogas (Methangas pflanzlicher Herkunft) verarbeiten.
Heute wird aus der Zellulose nur wenig Methan gewonnen und der Grund dafür ist,
dass im etablierten anaeroben Vergärungsverfahren (unter Ausschluss von
Sauerstoff) die langen Zellulose-Moleküle nur zum Teil aufgebrochen werden
können. Baiers Idee ist, die zellulosehaltige Fraktion durch eine Vorbehandlung in
einem ersten Schritt unter Sauerstoffzugabe zunächst zu kleineren Molekülen
aufzuspalten. Die kleineren Moleküle liessen sich dann leichter und schneller in
Methan und das Nebenprodukt CO umwandeln. Die Aufbereitung soll die Biogas-
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Ausbeute gemäss Baiers Berechnungen um circa 20 Prozent steigern.
Das grössere energetische Potenzial für Hofdünger liegt jedoch nicht im festen,
sondern im flüssigen Anteil, der sich aus Urin, aber auch aus wasserhaltiger Gülle
zusammensetzt. Diese flüssige Mischung wird heute grundsätzlich als organischen
Dünger betrachtet und ihr Nutzen besteht darin, dass sie auf den Bauernhöfen als
Dünger und Bodenverbesserer ausgebracht wird. Eine energetische Nutzung
könnte für die Landwirte hingegen finanzielle Anreize bieten, indem sie mit dem
gewonnen Biogas einen Teil ihres eigenen Strombedarfs abdecken könnten.
Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass die entsprechenden Biogasanlagen zu