Page 6 - In Memoriam [3]
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allerdings nicht ihr Leben, denn sie gab ihre Schachkarriere auf, studierte Archäologie und
wurde Professorin an der Universität in Tel Aviv.
8. Igor Kurnossow ]20. Mai 1985]
Die Millionen-Stadt Tscheljabinsk im Ural scheint ein fruchtbarer Boden für kreatives
Schach zu sein. Erinnert sei nur an die Tscheljabinsker Variante im Sizilianer. Aus eben jener
Metropole kommt auch Igor Kurnossow, der zur jungen hoffnungsvollen Garde der
russischer Schachgroßmeister gehörte. Bei einem Autounfall, in den er als Fußgänger
verwickelt wurde, kam er mit gerade einmal 28 Jahren ums Leben. In der zurück liegenden
Bundesliga-Saison 2012/13 war er einer der Leistungsträger des Aufsteigers Wiesbadener SV
gewesen und hatte mit 5,5/6 einen Start nach Maß an Brett 3 im Oberhaus hingelegt.
21. Rodolfo Tan Cardoso [25. Dezember 1937]
Er war der erste IM nicht nur der Philippinen, sondern Asien, und bei der 4. Junioren-WM
1957 belegte er Platz 5 – Weltmeister wurde damals der Amerikaner William Lombardy mit
11/11. Im gleichen Jahr trug Rodolfo Tan Cardoso einen von Pepsi-Cola gesponsertes Match
gegen den 14-jährigen Bobby Fischer aus, den der Philippino mit 2:6 deutlich verlor [+1 =2
– 5]. Ab und an war er dennoch in späteren Jahren ein Favoritenschreck. David Bronstein
musste beim Interzonenturnier in Portoroz, wo Michail Tals unaufhaltsamer Aufstieg zum
Schacholymp begann, eine seiner wohl bittersten Niederlagen ausgerechnet in der 21. und
letzten Runde gegen Cardoso quittieren, der sein Land viermal bei Schacholympiaden [1956,
1958, 1972 und 1974] vertrat. Den listenreichen David kostete diese tragische Verlustpartie –
es war seiner erste in drei Interzonenturnieren! – nämlich die Qualifikation für das
Kandidatenturnier, weil er gegen den Außenseiter den Bogen einfach überspannte.
Cardoso, R. - Bronstein, D.
Interzonenturnier, 21. Runde, Portoroz 1958
Pirc-Ufimzew- Verteidigung [B07]
1.e4 d6 2.d4 g6 3.Lc4 Lg7 4.Se2 Sf6 5.Sbc3 Sbd7 6.f3 c6 7.a4 a5 8.Lb3 0–0 9.Le3 e6
10.Dd2 Tb8 11.Sd1 b6 12.Sf2 La6 13.g4 c5 14.h4 h5 15.Sg3 hxg4 16.fxg4 d5 17.h5 c4
18.La2 c3 19.bxc3 Dc7 20.e5 Sh7 21.Sd3 g5 22.h6 Lh8 23.Sh5 Tbc8 24.Tc1 Dxc3 25.Dxc3
Txc3 26.Ld2 Ta3 27.Lb1 Txa4? [besser für Schwarz wäre hier 27...Lxd3 28.cxd3 Txa4
gewesen, denn danach wäre es möglich, mit f7-f6 den schwarzfeldrigen Läufer zu aktivieren]
28.c3 f6 29.Sg7! [Durch den Textzug bekommt der Läufer auf b1 eine furchtbare Wirkung.
Bronstein bleibt daher nichts weiter übrig als die Qualität zu opfern] Ta1 30.Sf2 Txb1
31.Txb1 fxe5 32.Sxe6 Tc8 33.Th3 exd4 34.Sxd4 Lxd4 35.cxd4 Tc6 36.Tbb3 Kf7 37.Tbe3
Sdf6 38.Te5 Te6 39.Txe6 Kxe6 40.Tb3 Sd7 41.Sh3 Kf6 42.Sxg5 [1–0]
23. Vesna Rozic [23. März 1987]
Ihr allzu früher Tod ist ein Beispiel für eine wahre Tragödie im Leben. Da will eine junge
Frau Ärztin werden und stirbt in ihrem letzten Studienjahr gerade 26-jährig in
Burghausen/Bayern an metastasierendem Krebs des Bauchfells. Vesna Rozic aus Ljubljana
war in Slowenien hinter der Weltklassespielerin Anna Musitschuk die Nummer 2. Bereits mit
15 spielte sie in Bled für Slovenia „B“ ihre erste von insgesamt vier Schacholympiaden und
kam an Brett 1 auf 6,5/12, zweimal wird sie mit dem Frauen-Team den Mitropa-Pokal
gewinnen [2005, 2006].